Offizieller Name: Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka Hauptstadt: Colombo Fläche: 65.610 km² Landesnatur: Zum größten Teil Tiefland, nur im Inneren zentrales Hochland Klima: Tropisches feuchtheißes Klima Hauptflüsse: Mahaweli, Kala, Aruvi Höchster Punkt: Pidurutalagala 2524 m Regierungsform: Sozialistische präsidiale Republik Staatsoberhaupt: Staatspräsident Regierungschef: Ministerpräsident Verwaltung: 9 Provinzen (Palat) Parlament: Nationalversammlung mit 225 für 6 Jahre gewählten Abgeordneten; 196 werden direkt
gewählt, 29 Sitze werden nach Parteienproporz verteilt Nationalfeiertag: 4.Februar Einwohner (Ew.): 18.639.000 (1999); 21.481.334 (geschätzt für Juli 2012) Bevölkerungsdichte: 284 Ew./km² (1999) Stadtbevölkerung: 24% (1999) Bevölkerung unter 15 Jahren: 27% (1999) Analphabetenquote: 8% (1999) Sprache: Singhalesisch, Tamil Religion: Buddhisten 69%, Hindus 16%, Moslems 8%, Christen 7% Importgüter: Erdöl, Nahrungsmittel,
sonstige Konsumgüter,Maschinen, Transportmittel, Kunstdünger Exportgüter: Tee, Textilien, Kautschuk, Kopra, Kokosöl, Kakao, Graphit, Edelsteine, Erdölprodukte
Ursprünglich wollte ich von Indien nach Thailand reisen. Sri Lanka stand nicht auf meinem Reiseplan. Wie es aber so üblich ist unter Traveller, tauscht man sich über seine Erfahrungen aus. Wenn du also schon in Trivandrum bist, dann kannst du für wenig Geld auch nach Sri Lanka fliegen... So landete ich am 9. August 1994 auf dem Flughafen in Colombo. Ich wollte maximal 3 Wochen in Sri Lanka bleiben. Dann aber verliebte ich mich in den Süden dieser Insel und blieb bis August 1995. Die längste Zeit lebte ich in einem einfachen Lehmhaus auf dem Grundstück einer singhalesischen Familie unter Kokosnuss-Palmen am Strand von Tangalle. Das Haus, welches Anfangs nur aus einem Wohn- und Küchenraum bestand und mit Kokosblättern gedeckt war, wurde im Laufe der Zeit um einen weiteren Wohnraum und einen im Haus integrierten Dusch- und Toilettenraum erweitert. Das Haus erhielt dann ein Ziegeldach. Da die Stromversorgung zunächst mit Hilfe eines kleinen Generators erfolgte, wurden später eine eigene offizielle Stromversorgung sowie eine Telefonleitung installiert.
Diese Zeit gehört zu meinen schönsten Lebenserfahrungen. Um so trauriger war ich, als Weihnachten 2004 dieser gesamte Küstenabschnitt von der Tsunami-Welle überrollt wurde. Auch mein geliebter Ort Tangalle wurde stark betroffen.
"Strahlend schönes, königlich leuchtendes Land" nennen die Einwohner die Insel, die
offiziell Sri Lanka heißt, aber unter dem Namen Ceylon eine noch höhere Wertschätzung genießt - als "Perle des Indischen Ozeans". Viele Namen krönen ihre lange Geschichte und bescheinigen auf ihre Weise eine kaum vorstellbare Faszination und Anziehungskraft: der "Teich der Lotosblüten", das "Land der Hyazinthen und Rubine", die "Löweninsel", die "Juwelen-, Gewürz- und Teeinsel".
Sri Lanka hat viele Gesichter: Tropeninsel, Entwicklungsland, Bevölkerungsexplosion, sozial-religiöse und sprachliche Spannungen, wirtschaftliche Rückständigkeit, folgenschwerer
Traditionalismus, historische Baudenkmäler, touristische Attraktionen, faszinierende Landschaften. Sie ist nicht mehr die ferne, unerreichbare exotische Trauminsel und auch nicht mehr
nur die "Riviera am Indischen Ozean".
Sri Lanka ist eine Insel, deren Umriss einer Perle ähnelt, einem Tropfen gleich, der sich von
Indiens Südspitze gelöst hat. An ihrer breitesten Stelle misst sie rund 225 km, ihre längste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt ungefähr 430 km. Die Küstenlänge beträgt ca. 1.340 Kilometer. Die Insel liegt nur wenig nördlich vom Äquator und
somit in den Tropen. Nur 54,8 Kilometer trennen Sri Lanka (Munasal) und Indien (Kodiyakkarai) an der schmalsten Stelle.
14. Juni 2011: Fährverbindung zwischen Indien und Sri Lanka wieder in Betrieb
Indien und Sri Lanka haben den Fährdienst wieder aufgenommen, »[...] um die wirtschaftlichen Beziehungen und den Tourismus zwischen beiden Ländern zu stärken. [...] Die Fährverbindung zwischen beiden Ländern war 1982 wegen des Bürgerkriegs in Sri Lanka eingestellt worden. [...]«
Am 14. Juni 2011 legte die von der südindischen Stadt Tuticorin kommende Fähre "Scotia Prince" im Hafen der srilankischen Hauptstadt Colombo an. Diese erste Fähre hatte 200 Passagiere an Bord.
Zitat: www.tagesschau.de, Die Fähren fahren nach 30 Jahren wieder, 14. Juni 2011
Geprägt wird Sri Lanka darüber hinaus von dem auf über 2500 m ansteigenden zentralen Bergland, das Klimascheide zwischen dem feuchten und fruchtbaren Südwesten und den trockenen östlichen und nördlichen Landesteilen ist.
Das tropisch-monsunale Klima zeigt weder größere jahreszeitliche noch tägliche Temperaturschwankungen. Deutlich spürbar ist nur die Abnahme der Temperatur von den heißen Tiefländern bis in die relativ kühlen hohen Bergländer. Die Niederschläge unterliegen dem jahreszeitlichen Rhythmus zwischen dem Sommer- und Wintermonsun (bzw. Südwest- und Nordostmonsun). Daraus ergeben sich die höchsten Niederschlagsmengen an der Westseite des Berglandes (bis zu 5000 mm im Jahr). In den übrigen Gebieten liegt die durchschnittliche Niederschlagsmenge etwa bei 1000 bis 2000 mm im Jahr.
Typisch tropisch ist auch die üppige Vegetation, deren natürliches Pflanzenkleid jedoch
durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung erheblich verkleinert und nur noch auf Überreste, oft in Naturschutzgebieten, zurückgedrängt worden ist. Tropische Urwälder mit Farn- und Baumriesen, Teak- und Ebenholz, Lianen, Kakteen und Rhododendren bedecken nur noch die unwegsamen Bergregionen. Stattdessen ist ein als "Dschungel" bezeichneter Buschwald über große Teile im östlichen Sri
Lanka anzutreffen, der oft von weiten Grasländern durchsetzt ist. Gekrönt wird das reiche und
vielfältige Pflanzenkleid durch unzählige Blumen und Blüten, besonders durch die vielen
leuchtenden und strahlenden Orchideenarten.
Vielfalt und Fremdartigkeit prägen auch die Tierwelt. Am eindrucksvollsten offenbart sie
sich in den zahlreichen Schutzgebieten oder den Nationalparks Yala und Wilpattu. Dort leben
von menschlichen Eingriffen ungestört Affen, Hirsche, Schlangen, Mungos, Warane, Schildkröten und eine Vogelwelt, die in ihrem Artenreichtum und ihrer Farbenpracht mit der Pflanzenwelt vergleichbar ist. Die Zahl der dort lebenden Elefanten wird auf 3000 geschätzt. Der Elefant ist darüber hinaus aus dem Alltagsleben der Insel als Arbeits- und Haustier neben dem Wasserbüffel nicht mehr fortzudenken.
Die Wirtschaft des Landes beruht auf der Landwirtschaft. Reis ist seit jeher das wichtigste Anbauprodukt und Hauptnahrungsmittel. Schon seit frühen, vorchristlichen Zeiten hatten
die Könige auf Sri Lanka ein kluges und raffiniertes Stauteich-System entwickelt. Dabei
dienen Erdmulden als Speicherbecken für die Monsunregen. Solche zahlreichen "Wewas" und "Kulams", wie die Stauteiche heißen, und die oft viele Kilometer langen Kanäle beweisen
die hohe Wasserbautechnik der antiken Könige. Heute knüpft Sri Lanka an die hohe Bewässerungskultur jener Zeit an. Bei dem Mahaweli-Projekt wird der größte Strom der Insel an drei
Stellen im Mittellauf gestaut und die Stauwasser für die Reisbewässerung und Stromgewinnung
genutzt.
Der auf Sri Lanka erst seit Beginn dieses Jahrhunderts systematisch angepflanzte Kautschukbaum ist sowohl nach seiner Verbreitung als auch nach dem Exportanteil die zweitwichtigste
Dauerkultur. Der Gewürzanbau spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Zwar werden immer
noch Pfeffer, Kardamom, Ingwer, Nelken und Muskatnuss exportiert, aber nur bei Zimt, der
auf der Insel seine Heimat hat und den kolonialen Anreiz der Insel ausübte, ist Sri Lanka führender Weltmarktlieferant.
Die Industrie steckt trotz staatlicher Förderung und ausländischer Entwicklungshilfen in
den Anfängen. Hauptursache hierfür sind der Mangel an Bodenschätzen (außer Edelsteinen
und Graphit) sowie die einseitigen kolonialbritischen Agrarinteressen, die eine industrielle Erschließung bis 1948 vernachlässigten. Und der Tourismus? Sri Lanka verspricht sich vom
Fremdenverkehr einen erfolgreichen Beitrag zur Sanierung seiner schwachen Wirtschaft. Aber
der in den 1970er Jahren stark expandierte Badetourismus, gekoppelt mit einer Bildungs-Rundreise durch das Landesinnere, ist seit den schweren ethnischen Auseinandersetzungen, die 1983 einsetzten, stark geschwächt.
Der Staat
Wie in vielen Ländern haben auch in Sri Lanka bzw. Ceylon für die Geschichte Mythos und
Tradition, Legende und Phantasie, aber auch ein Stück historische Wahrheit Pate gestanden.
Dem Mythos nach soll Adam nach der Vertreibung aus dem Paradies auf dem nach ihm
benannten Berg (Adam's Peak) einen überdimensionalen Fußabdruck hinterlassen haben (anderen Berichten zufolge soll es Buddha gewesen sein). Die geschichtlichen Wurzeln bleiben zwar ein Rätsel, aber Einigkeit besteht darüber, dass sich Sri Lanka als das Land der Lehre Buddhas sieht.
Die offizielle Chronik beginnt mit dem Jahr 483 v. Chr. Es war das Jahr, in dem der Legende
nach der Todestag Buddhas mit der Ankunft des indischen Prinzen Vijaya zusammenfiel - jenes Prinzen, der mit 700 Gefolgsleuten aus Nordindien kommend in Sri Lanka eindrang und zum Stammesvater der Singhalesen wurde.
In Anuradhapura, der ersten Hauptstadt, residierten bis zum Jahr 1017 insgesamt 119 Könige. Über 1500 Jahre war Anuradhapura geistiger Mittelpunkt der singhalesischen Kultur und
religiöses Zentrum des Buddhismus Ceylons. Es waren Epochen des Glanzes, aber auch des
Elends. Dem wachsenden Druck südindischer Dynastien konnte Ceylon Ende des 10. Jahrhunderts nicht mehr standhalten. Im Jahre 993 eroberten Tamilen die Hauptstadt und dehnten ihre Macht über das Anuradhapura-Reich aus. Sie errichteten als neue Hauptstadt Polonnaruwa, das nach 200 Jahren durch innere Machtkämpfe und ständige Konfrontation mit südindischen Dynastien zerfiel. Es folgten Teilungen des Landes in zunächst zwei, dann drei Königreiche mit wechselnden Hauptstädten. Der letzte König wurde erst 1815 abgesetzt, als auf Ceylon schon seit über drei Jahrhunderten Kolonialherren regierten.
Glanz und Ruhm von beinahe 2500 Jahren königlichen Herrschaft spiegeln sich in vielen
gut erhaltenen und restaurierten Kultbauten wider. Anuradhapura, zugleich verehrt als
bedeutendste heilige Stadt Sri Lankas, beherbergt einige gigantische Dagobas, die zu den
größten buddhistischen Bauwerken überhaupt zählen; hinzu kommen Buddhastatuen und Klosteranlagen, die einmal mehr die von den Königen erbrachte Verehrung des Buddhismus dokumentieren.
Ab 1505 setzt die dreimal rund eineinhalb Jahrhunderte dauernde Kolonialherrschaft ein,
die von Portugiesen (bis 1658), Niederländern (bis 1796) und Briten (bis zur Unabhängigkeit
1948) bestimmt war. Die Kolonialinteressen der Portugiesen und Niederländer beschränkten
sich überwiegend auf die Edelsteine und den auf der Insel wachsenden Zimt. Unter den britischen Kolonialherren entwickelte sich Ceylon durch die großangelegte Plantagenwirtschaft schnell zu einem blühenden Agrarproduzenten, vor allem für Tee, Kautschuk und Gewürze.
Darüber hinaus war die verkehrsgünstige Lage besonders für die Briten von großem Interesse,
und Ceylon wurde zum Brückenkopf zwischen Europa auf der einen und Fernost und Australien auf der anderen Seite. Die Briten hinterließen die deutlichsten Spuren auf Ceylon: so
prägten sie das Rechts- und Verwaltungswesen, führten das Wahlrecht ein und stellten die Weichen für die spätere Wirtschaft.
Als Ceylon 1948 seine politische Unabhängigkeit erhielt, wurde die Verfassung nach britischem Vorbild aufgebaut. Staatsoberhaupt des Dominion, das dem Commonwealth of Nations angehörte, war die britische Königin. Mit dem Inkrafttreten einer neuen Verfassung im Jahre 1972 wurde Ceylon unter dem Namen Sri Lanka zur Republik erklärt, mit einem eigenen Staatspräsidenten, dem 1977 auch die politische Exekutive übertragen wurde.
Die parlamentarische Macht besaßen in mehrmaligen Wechseln die "United National Party" (UNP) und die "Sri Lanka Freedom Party"(SLFP). Von 1994 bis 2001 regierte das von der SLFP geführte Parteienbündnis "People's Alliance" (PA). Staatspräsidentin war von 1994 bis 2005 Chandrika Bandaranaike Kumaratunga (* 1945). Im Dezember 2001 gewann die UNP/UNF die Parlamentswahlen. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im April 2004 gewann das Linksbündnis United People's Freedom Alliance (UPFA), gebildet aus PA bzw. SLFP und JVP. Mahinda Rajapakse wurde Premierminister und im November 2005 Präsident.
Nach vorgezogenen Neuwahlen wurde Rajapaksa am 26. Januar 2010 für weitere sechs Jahre als Präsident bestätigt.
Premierminister seit dem 22. April 2010 ist D. M. Jayaratne.
Sri Lanka steckte ab 1983 in seiner größten politischen Zerreißprobe seit der Unabhängigkeit. Aus dem 1956 erlassenen Sprachengesetz, das Singhalesisch anstelle von Englisch zur offiziellen Sprache erhob, erwuchsen die bis heute ungelösten ethnischen Spannungen zwischen den Singhalesen und Tamilen. Sie gipfelten in der Forderung nach einem selbständigen Tamilenstaat "Eelam" im Norden und Osten der Insel und entluden sich in einem bis 2009 andauernden blutigen Bürgerkrieg.
Die Menschen
Schon vor Beginn der offiziellen Chronik lebte auf Sri Lanka ein Volk von Jägern und Sammlern, die Weddas. Sie wurden durch die aus Indien stammenden Singhalesen und Tamilen schnell und weitgehend in abgelegene Bergregionen zurückgedrängt. Daher ist der indische Einfluss in Sri Lanka auf die Kultur, Ethnien und Religionen sehr groß. Er stellt sich in vielen Erscheinungsformen des alltäglichen Lebens dar: von der Hautfarbe über Kleidungssitten, Essgewohnheiten und Umgangsformen bis zum Baustil und dem Kastenwesen. Untrennbar ist die Geschichte und Kultur des Landes von der
Lehre Buddhas, die nur auf Sri Lanka in ihrer spezifischen, kaum abgewandelten Form überlebt hat. Die singhalesischen Könige waren immer vom Buddhismus geprägte Herrscher. Die schon früh hoch entwickelte Kulturstufe der Insel zeigt sich in den beiden ersten Königsstädten Anuradhapura und Polonnaruwa, deren Bauwerke geradezu meisterhaft den Verbund zwischen weltlicher Königsmacht und buddhistischer Frömmigkeit demonstrieren. Für das Volk, das sich bis heute eine unverändert tiefe
Religiosität erhalten hat, ist die Religion eine alltagsbestimmende Kraft und ein Element des
Nationalbewusstseins. Wie stark selbst heutzutage die Verehrung des buddhistischen Klerus
ist, zeigt sich in der Mitbeteiligung der großen Mönchsorden in der politischen Entscheidungsfindung und bei allen wichtigen politischen Anlässen. Sie waren durch die Geschichte hindurch neben ihrem religiösen Hauptauftrag auch Träger von Literatur und Dichtung, Malerei und Theater, ja selbst von Naturheilkunde und Astronomie. Dadurch wurden die religiösen
Grundsätze des Buddhismus auch zu den geistigen und musischen Idealen.
Es entspricht aber dem Wesen dieser Religion und ihrer Anhänger, Toleranz gegenüber Andersgläubigen zu üben. Unter dem Schutz der Religionsfreiheit konnten die Tamilen den Hinduismus, die Mauren den Islam und die Europäer und Eurasier das Christentum pflegen. Die tiefe Verehrung, die allen Religionen zuteil wird, zeigt sich eindrucksvoll bei der Teilnahme von Andersgläubigen an den großen religiösen Festen. Die starke Frömmigkeit bei allen Religionsanhängern drückt sich neben der großen Anzahl von sakralen Bauwerken auch sichtbar aus in den buddhistischen und hinduistischen
Umzügen, in christlichen Prozessionen und nicht zuletzt am spektakulärsten in der hinduistischen Zeremonie des "Feuerlaufes". Keineswegs unvereinbar mit der Lehre des Buddhismus
und des Hinduismus, sondern als selbstverständlich erachtet ist der Glaube an Götter, Geister und Dämonen, die ihren Ausdruck in der Erstellung persönlicher Horoskope und vorausgesagten Glückszeiten finden.
Die über 20 Millionen Einwohner zählende Bevölkerung auf Sri Lanka ist ethnisch stark differenziert. Sie unterscheidet sich nicht nur nach ihren ethnologischen Wesensmerkmalen und
kulturellen Eigenschaften, sondern auch nach ihrer Anzahl und räumlichen Verbreitung. Die
fast drei Viertel der Bevölkerung ausmachenden Singhalesen wie auch die knapp 20% Tamilen
stammen aus Nord- bzw. Südindien und sind somit indo-arischer oder dravidischer Abstammung. Innerhalb dieser Bevölkerungsgruppen gibt es aber noch weitere Unterscheidungen.
Übereinstimmend behaupten Singhalesen und Tamilen, als erste Sri Lanka besiedelt zu haben,
um daraus ihren Anspruch auf Heimatrecht ableiten zu können. Die Tamilen, bei denen sich
das Bewusstsein der ethnischen Diskriminierung verschärft, fordern deshalb seit Jahren mit
wachsendem Nachdruck einen autonomen Tamilenstaat "Eelam".
Die soziokulturellen und politischen Spannungen zwischen den Singhalesen und den
Tamilen prägen das Bild der Insel so stark, dass den übrigen, kleineren Bevölkerungsgruppen,
den Mauren, Malaien, Burghern und Eurasiern, aber auch den Weddas, eine wesentlich geringere Bedeutung zukommt.
Colombo
Schmelztiegel der ethnischen und religiösen Vielfalt Sri Lankas ist die Hauptstadt Colombo,
das kosmopolitische Zentrum des Landes. Die als geschlossenes Siedlungsband an die Küste
über eine Länge von über 15 km geschmiegte, aber nur wenige Kilometer ins Hinterland reichende Millionenstadt zeigt beachtliche funktionale und soziale Unterschiede: Das Banken- und Verwaltungszentrum, das den eigentlichen Stadtkern bildet, das Hafen- und das orientalische Einkaufsviertel "Pettah", Tempel und Kirchen aller Glaubensrichtungen, Arbeiterwohnviertel und Wellblechsiedlungen, vornehme Villenviertel mit Parkanlagen und Industriegebiete.
In Colombo konzentriert sich die Industrie Sri Lankas. Zu nennen sind vor allem die Textil-, Metall- und Nahrungsmittelindustrie. Aber selbst im Banne der pulsierenden Agglomeration Colombo präsentiert sich Sri Lanka als "strahlend schönes und königlich leuchtendes Land", dort wo das ehrwürdige Mount Lavinia Hotel mit seinen verlockenden Stranden ein Stück vom vielzitierten Paradies darstellt.
Singhalesen und Tamilen
Von Sri Lankas rund 20.000.000 Einwohnern sind knapp 74% Singhalesen und
20% Tamilen. Beide Volksgruppen sind indischen Ursprungs, die Singhalesen aus Nordindien und
die Tamilen aus Südindien, und beide sprechen vom Hindi abstammende Sprachen. Die
meisten Singhalesen sind Buddhisten und die meisten Tamilen Hindus, beide jedoch haben
ein Kastensystem. Strittig zwischen ihnen ist die politische Zukunft Sri Lankas: Die Singhalesen
wollen einen einheitlichen Staat erhalten, den sie zahlenmäßig beherrschen. Die Tamilen erstreben für die nördlichen und östlichen Provinzen, in denen sie die Mehrheit darstellen, die Unabhängigkeit.
Der Ursprung des Konflikts reicht weit zurück. Gemäß der Überlieferung wurde Ceylon 500-480 v. Chr. von dem nordindischen Herrscher Vijaya unterworfen, dessen Nachkommen die singhalesische Herrschaft im ganzen Land durchsetzten.
Vijayas Dynastie trat um 250 v. Chr. zum Buddhismus über. Ein Tamileneinfall aus Südindien um 1000 n.Chr. führte zur Teilung Ceylons in zwei, später in drei Königreiche. Die europäische Vormachtstellung, durch die Portugiesen im Jahre 1505
begonnen und von den Niederländern ab 1658 fortgeführt, erreichte ihren Höhepunkt unter den Briten, die Ceylon 1802 zur Kronkolonie machten. Unter britischer Herrschaft gedieh der Anbau von Kautschuk und Tee wie auch der Wohlstand der Tamilen, die dem Kaufmännischen mehr zugeneigt sind als die Singhalesen.
1948, als Ceylon innerhalb des Britischen Commonwealth die Unabhängigkeit erlangte, wurde durch die von Singhalesen beherrschte Nationalpartei (UNP) eine Regierung gebildet. Die Sorge der Tamilen angesichts der Einführung von Singhalesisch als Staatssprache (worin sie einen weiteren Schritt zu ihrer Unterdrückung durch die Singhalesen sahen) wuchs, als
die stark nationalistische Freiheitspartei SLFP ("Sri Lanka Freedom Party") 1956 an die Macht kam.
Blutige Krawalle brachen über dem Sprachenproblem aus, und 1959 wurde der SLFP-Premier, Solomon Bandaranaike, ermordet. Seine Witwe, Sirimavo Bandaranaike, wurde seine Nachfolgerin und zugleich die erste Premierministerin der Welt. Der Zusammenbruch der Weltpreise in den internationalen Kautschuk- und Teemärkten belastete Ceylons Wirtschaft. Damals wurde auch die Zahl der Tamilen bei einem gleichzeitig stattfindenden raschen Bevölkerungsanstieg durch ein Indisch-Ceylonesisches Abkommen (1964) gesenkt. Es sah die Rückführung vieler "Indien-Tamilen" nach Indien vor, Nachkommen der Plantagenarbeiter, die während der Britischen Kolonialzeit herübergebracht worden waren und nie die volle Staatsangehörigkeit erhalten hatten.
Von der UNP 1965 geschlagen, kam Frau Bandaranaikes SLFP 1970 wieder an die Macht und verkündete im Mai 1972 die Republik (seit 1978 die Demokratische Sozialistische Republik) Sri Lanka. Sie überstand heftigen Widerstand der extrem linksorientierten Singhalesischen Befreiungsfront ("Janata Vimukhti Peramuna", JVP), die im April-Juni 1971 in Colombo eine blutige Übernahme versuchte. 1977
wurde sie jedoch von der UNP unter Junius Jayawardene geschlagen, der 1982 als Präsident
Staatsoberhaupt wurde. Die Wahlen von 1977 wurden von Krawallen, Brandstiftungen und
Mordanschlägen begleitet. Als die Tamilen die Singhalesen immer mehr im Streit miteinander
sahen, forderten sie ein selbständiges "Tamil Eelam" ("Tamil Ceylon").
Im Juli 1983, als 13 Regierungssoldaten durch eine Bombe von Terroristen in der Tamilenhochburg von Jaffna getötet worden waren, massakrierte ein singhalesischer Mob im Süden rund 400 Tamilen und veranlasste Tausende, in den Norden oder nach Indien zu fliehen, wo die indische Regierung den Tamilen-Freischärlern gestattete, Trainingslager einzurichten. Eine Anzahl von paramilitärischen Gruppen, unter dem Oberbegriff "Tiger" der vorherrschenden Befreiungsfront von Tamil Eelam (LTTE) bekannt, begann einen Feldzug gegen die Regierung. Internationale Sympathie für die Tiger
verflog größtenteils im Mai 1985, als ein Tiger"Kommando" fast 150 Zivilisten in Anuradhapura tötete. Indien zog seine Unterstützung zurück und schickte im Juli 1987 eine friedenserhaltende Truppe nach Jaffna.
Der Frieden währte nicht lange. Tamilen-Splittergruppen kämpften nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen indische Truppen. Im Süden ließ die singhalesische JVP ihre Terrorkampagne gegen die Regierung Wiederaufleben. Die Gewalt verbreitete sich im November 1988 über die Grenzen Sri Lankas hinaus, als etwa 70 Mitglieder der Befreiungsbewegung Tamil Eelam erfolglos versuchten, die Regierung der Malediven zu stürzen. Im Juli 1989, als in Sri Lanka jeden Tag schätzungsweise 170
politische Anschläge verübt wurden, bot Indien an, seine Truppen bis März 1990 zurückzuziehen, was auch erfolgte. Trotzdem gingen die Auseinandersetzungen mit unverminderter Härte weiter. Mit der Einnahme der Rebellenhochburg Jaffna 1996 erreichten die Kämpfe einen neuen Höhepunkt. Die tamilischen Verbände zogen sich von Jaffna in unwegsames Gelände zurück.
Bis zum formalen Waffenstillstandsabkommen im Februar 2002 zwischen der Regierung
Sri Lankas und den Befreiungstigern von Tamil Eelam forderte der Bürgerkrieg über 50.000 Todesopfer.
Mit den Friedensverhandlungen, bei denen Norwegen als Vermittler fungierte, wurde der Bann gegen die LTTE aufgehoben, die ihrerseits auf ihre Forderung nach einem eigenständigen Tamilenstaat verzichtete. Im Dezember 2002 wurde der LTTE die regionale Autonomie für die Tamilengebiete zugesagt.
Bedauerlicherweise wurden die Friedensverhandlungen ab 2003 wieder unterbrochen.
Im Februar 2006 kam es zu einer neuen Eskalation der Gewalt in Sri Lanka, die sich im Norden und Osten zu einem bewaffneten Konflikt ausweitete. Seit 2006 wurden mehr als 5000 Menschen getötet und 213.000 vertrieben. Ziel der Regierung von Präsident Mahinda Rajapaksa (seit 2005) ist es, die tamilischen Rebellen weiter schwächen zu wollen. Am 2.1.2008 kündigte die Regierung das Waffenstillstandsabkommen vom Februar 2002 offiziell auf, womit auch die norwegische Vermittlerrolle beendet ist.
Am 17. Mai 2009 gestanden die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) die Niederlage ihres Kampfes für einen eigenständigen Tamilenstaat ein [siehe: epo.de, ...LTTE gibt auf]. Die Menschen Sri Lankas feiern nun das Ende des fast 26-jährigen Bürgerkrieges, der allein in den letzten 5 Monaten noch einmal Tausende Menschenleben forderte. Der Präsident von Sri Lanka, Mahinda Rajapakse, der bereits einen Tag zuvor den Sieg über die LTTE verkündet hat, sprach vom "Beginn eines neuen Zeitalters".
news.xinhuanet.com, Sri Lankan president announces end of war against rebels:
»[...] "I will be going back to a country that has been totally freed from the barbaric acts of the LTTE. This freedom comes after 30 long years. My government's precise and well coordinated humanitarian operation has so far succeeded in rescuing over 210,000 civilians who were being used as human shields by the LTTE," Rajapakse was quoted as saying by the state radio Sri Lanka Broadcasting Corporation. [...]«
Am Morgen des 18. Mai fanden immer noch heftige Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen statt. Wie die der LTTE nahestehende Internetseite tamilnet.com verlautet, habe die Regierungsarmee den Krieg mit einem Massaker beendet (Stand 18.5.09, 7:25 a.m.).
Zuletzt sei auch der Gründer und Anführer der tamilischen "Befreiungstiger" LTTE, Vellupillai Prabhakaran, getötet worden. Die auf einem kleinen Gebiet im Nordosten Sri Lankas eingekesselten letzten Rebellen haben sich schließlich ergeben. Bei diesen letzten Kämpfen seien noch einmal 250 Rebellen getötet worden.