Obgleich der Hinduismus in Indien und Pakistan (Hind/Indus/Hindustan) beheimatet ist, finden wir ihn auch in Indonesien und in Nepal, wo er die offizielle Religion ist. In den sechziger Jahren erlebte diese faszinierende Religion in den USA und in Europa einen bemerkenswerten Aufschwung. Heute begegnen wir ihm in den unterschiedlichsten Varianten - vom klassischen Hinduismus bis hin zum Neo-Hinduismus, der auch für im eigentlichen Sinne Nicht-Hindus offen ist (Hindu kann man streng genommen nur durch Geburt in eine hinduistische Kaste- Info - werden).
Einen ersten lebendigen Eindruck zum Thema vermittelt der Erlebnisbericht "Anjaneya" - einen weiteren Eindruck soll der Auszug eines Gespräches mit einem Hinduismus/Indien-Kenner liefern, den ich nun vorstellen möchte:
...K: Was machst du mit all deinen Indienmaterialien? V: Die Materialien studiere ich, und im Falle meines Ablebens hoffe ich, sie einem Berufenen vererben zu können - vielleicht meinem Sohn - aber vorher muss er am Manikarnikaghat seine Pflicht erfüllen. K:...Bis dahin wirst du wohl noch etwas Zeit haben... V: Ein bisschen Zeit ist noch, wenn ich dem Handliniendeuter aus Mysore trauen darf...dort willst du doch auch deine sterblichen Reste verbrannt wissen - in Varanasi. K: ja - aber wann weiß ich noch nicht... V: Vielleicht solltest du einmal einen Nadireader konsultieren...wie willst du dein Leben planen, wenn du nicht weißt wie lange du lebst - wurde ich mal von einem indischen Astrologen gefragt. (...) V: Hast du dich denn mal eingehender mit Jyotisha beschäftigt? K: Ein wenig schon. V: Jyotisha ist einfach fantastisch! Die Auseinandersetzung lohnt auch dann, wenn man nicht die Absicht hat, Astrologe zu werden; dazu müsste man ohnehin bereits in früher Jugend beginnen - man sagt in Indien: etwa 20 Jahre Studium - aber streng genommen reicht ein Leben nicht aus. (...) V: Hast du dich denn schon mal mit den Nadis beschäftigt? (...) V: Ich meinte die Jyotish-Nadis; hast du denn auch die Viten indischer Siddhas gelesen? (...) V:...Mir haben diese Geschichten ein sehr viel tieferes Verständnis über die indische Spiritualität vermittelt als die Schriften der Gelehrten; und meine persönlichen Begegnungen mit indischen Heiligen möchte ich diesbezüglich nicht missen...die sehr bekannten (indischen Siddhas): Ramakrishna, Yogananda, Ramana Maharshi, Shirdi Baba, Anandamayi Ma, Shivabalyogi, Neem Karoli Baba, Sri Ganpathy Satchidananda, Amritandamayi, Mother Meera - natürlich Aurobindo und Ramalinga, Janeshvar, Namdev, Tukaram, Muktibai, Goraknath, Tapasviji Maharaj, Sathya Sai Baba usw. (...) V: Anandamayi Ma ist eine der größten indischen Heiligen des vergangenen Jahrhunderts; sie stammt aus Bengalen; Janeshvar ist ein Heiliger aus Maharashtra, der wohl den großartigsten, jedenfalls poetischsten Kommentar zur Gita geschrieben hat; Shirdi Baba ist Shirdi Sai Baba (Foto)...er ist wohl der "größte" je bekannt gewordene Siddha; Sattya Sai Baba betrachtet sich übrigens als seine "Re-inkarnation" - ich habe nur fünf Biographien über ihn; Muktibai ist die Schwester von Janeshvar; Goraknath ist ein Siddha, der auch zu den 84 Mahasiddhas des tibetischen Buddhismus zählt; er ist Begründer der shivaitischen Nath-Sekte; Mother Meera ist eine südindische Heilige, die seit vielen Jahren in einem kleinen Dorf in Hessen lebt: in Amerika bekannt..aber in Deutschland unbekannt... Du solltest mehr von den Heiligen lesen, wie willst du sonst etwas von Indien verstehen?... Die Heiligen sind es doch, die diese uralte Kultur bis auf den heutigen Tag lebendig erhalten haben, und immer wieder, sehr zum Verdruss der Indologen, auffrischen...
Der Begriff HINDUISMUS
Die Missionare und Reisenden, die ab dem 16.Jahrhundert zunehmend häufig über Religion und Bräuche in Indien berichteten, hatten die Inder generell als Heiden eingestuft, sofern sie keiner der Buchreligionen (Judentum, Christentum, Islam) angehörten.
Man nannte sie lateinisch gentiles, Portugiesisch gentio, daraus abgeleitet Englisch gentoo und Niederländisch/Deutsch Heyden (Heiden). Demgegenüber war es ein Fortschritt, als im 18.Jahrhundert an die Stellen von "Gentoo" das Wort "Hindoo" (persisch Hindu) trat, aus dem im 19.Jahrhundert schließlich der Begriff Hinduismus abgeleitet wurde. Hinduismus ist also keine Selbstbezeichnung einer indischen Religion. Der Begriff hat aber auf das Selbstverständnis des Neo-Hinduismus im 19. und 20.Jahrhundert Einfluss ausgeübt.
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