Willkommen in Kenia

[Das Land - Natur und Landschaft - Naturparks] [Die Menschen - Flüchtlinge]
[Landwirtschaft und Industrie - Tourismus] [Geschichte - Staat - Unabhängigkeit - Demokratisierungsprozess] ["Wiege der Menschheit"]
[Literatur] [www-Links]


Translate this page


Offizieller Name: Republik Kenia
Hauptstadt: Nairobi
Fläche: 580.367 km²
Landesnatur: Küstentiefland, nach W übergehend in das Hochland mit dem nord-südlich verlaufenden Ostafrikanischen Graben, im W Victoriasee
Klima: Tropisches, wechselfeuchtes Klima
Hauptflüsse: Galana, Tana
Höchster Punkt: Mount Kenya 5199 m
Regierungsform: Präsidiale Republik
Staatsoberhaupt: Staatspräsident
Regierungschef: (neu seit 18. März 2008) Premierminister
Verwaltung: : 7 Provinzen
Parlament: Nationalversammlung mit 224 Mitgliedern, davon 210 für 5 Jahre gewählt, 12 werden ernannt, 2 ex officio
Nationalfeiertag: 20. Oktober, 12. Dezember
Einwohner: 29.549.000 (1999); 43.013.341 (geschätzt Juli 2012); ca. 22% Kikuyu, 14% Luhya, 13% Luo, 12% Kalenjin, 11% Kamba, 1,6% Massai, ca. 80.000 asiatischer (Indien) und ca. 60.000 europäischer Herkunft, ca. 224.000 Flüchtlinge überwiegend aus Somalia, Äthiopien, Sudan
Bevölkerungsdichte: 51 Ew./km² (1999)
Stadtbevölkerung: 33% (1999)
Bevölkerung unter 15 Jahren: 43% (1999)
Analphabetenquote: 17% (1999)
Sprache: Kisuaheli (ca. 50%), Englisch, dazu über 60 Sprachen und Dialekte
Religion: Traditionelle Religionen 26%, Katholiken 28%, Protestanten 38%, Moslems 6%
Arbeitslosigkeit: 50% (geschätzt)
Importgüter: 16,9% Chemikalien, 16,2% Öl- und Ölprodukte, 11% Kraftfahrzeuge, Maschinen, Eisen, Stahl
Exportgüter: ca. 50% Nahrungsmittel (Kaffee 14,4%, Tee 19,9%, Zuchtvieh, Fleisch), weltweit größter Exporteur von Schnittblumen (jede vierte auf der Welt verkaufte Schnittblume kommt aus Kenia), Erdölprodukte, Sisal, Pyrethrumextrakt
Währung: Kenia-Shilling

Facettenreich und widersprüchlich offenbart sich dem Fremden Kenia, die prähistorische Wiege der Menschheit. Einst gelobtes Land weißer Siedler, ist es heute das verfluchte Land eines verarmten Proletariats. Kenia bedeutet Elend der Slums vor den Fassaden des Reichtums in den Städten und der Kulisse von Industrie und Großplantagen in den übervölkerten Hochlandgebieten und an der Küste, ethnisches Chaos, Reservate steinzeitlicher Nomadensippen mit den geheimnisvollen Kulten animistischer Naturreligionen und die puritanische Rechtschaffenheit der britischen Siedler.

Kenia ist aufgrund seiner landschaftlichen Vielfalt und mannigfaltigen Pflanzen- und Tierwelt aber auch eines der meistbesuchten Ferienländer Afrikas. Es ist der Schutzraum aussterbender Tierarten, Großwildparadies in einer einzigartigen Naturlandschaft, ein Land mit ehrfurchtgebietender Weite der leeren Halbwüsten und Trockensavannen, mit grünem Hochland und tropischem Regenwald, mit Vulkankegeln und den ewig schneebedeckten Gipfeln des Mount Kenya, mit riesigen Binnenseen, deren Oberfläche sich wie beim Nakurusee rosa färbt, wenn Millionen von Flamingos dort einfallen, und mit tropischen Traumstränden am Indischen Ozean, die zu den schönsten der Welt gerechnet werden.

Natur und Landschaft
Kenia liegt in den inneren Tropen Ostafrikas beiderseits des Äquators und erstreckt sich von den Trockengebieten im Norden bis zu dem von Vulkanen gekrönten Hochland im Südwesten, dem "Dach Afrikas".

Der schmale Küstenstreifen am Indischen Ozean ist fruchtbar und gut beregnet. Die Landwirtschaft hat den einstigen Regenwald verdrängt. Diese dichtbesiedelte Region ist aber auch ein wichtiger Industriestandort des Landes und Zentrum des internationalen Badetourismus. Dem sandigen Ufersaum sind Korallenriffe vorgelagert, deren schillernde Artenvielfalt man im Unterwasser-Nationalpark von Malindi bewundern kann. Diese Stadt atmet noch arabische Geschichte -wie Mombasa, deren orientalische Altstadt in wirkungsvollem Kontrast zur Geschäftigkeit des modernen Tiefseehafens und der großstädtischen City steht.

Von der flachen Küstenniederung steigt das Land in weitläufigen Ebenen und Plateaus nach Westen allmählich zum Hochland an, das von dem nord-südlich verlaufenden Ostafrikanischen Graben durchzogen wird. Teils noch aktive Vulkanmassive sowie mächtige Lava- und Tuffdecken verleihen der Landschaft ihren besonderen Reiz. Und über allem erheben sich die vergletscherten Gipfel des Mount Kenya-Massivs, dem das Land seinen Namen verdankt. Mit 5199 m ist der Mount Kenya die höchste Erhebung des Landes und der zweithöchste Berg des ganzen Kontinents. Hohe Niederschläge in Verbindung mit den fruchtbaren vulkanischen Böden lassen im Gebirgsland eine üppige Vegetation gedeihen, so dass es sich als "grünes Herz" von den ausgedehnten Trockenlandschaften des übrigen Landes abgrenzt.

Im Zentrum des Hochlandes liegt die Hauptstadt Nairobi, eine moderne Wirtschafts- und Verwaltungsmetropole, deren schachbrettartiger Grundriss und koloniale Architektur das britische Erbe nicht leugnen können. Das pulsierende Geschäftsleben in der City und die gepflegten Villenviertel stehen in scharfem Kontrast zur bitteren Not in den Slumgürteln, die die Stadt umgeben.
Nach Westen fällt das Keniahochland zum Becken des Victoriasees mit seiner feuchtwarmen Küstenebene ab. Im Norden bestimmen die weiträumigen Savannen und Halbwüsten mit trockener Hitze das Bild.
Die Einflüsse des Monsuns und des Südostpassats bewirken zwei Regenzeiten: von Oktober bis Dezember und von März bis Mai. Mit Ausnahme der Hochlandgebirge, die das ganze Jahr über ausreichende Niederschläge erhalten, wirken sich im übrigen Land mehrmonatige extreme Trockenzeiten aus, in denen fast gar keine Niederschläge fallen. Besonders die Trockengebiete im Norden werden häufig von Dürrekatastrophen heimgesucht, die Hungersnöte nach sich ziehen. Besonders schwer trifft es Kenia 2006: Die Regierung geht nach Angaben der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) von der schlimmsten Dürre seit 22 Jahren aus. Die Zahl der Hilfsbedürftigen sei dort von 2,5 Millionen im Dezember auf 3,5 Millionen Menschen im Januar gestiegen, teilte die FAO in Genf mit.

Naturparks
Die meisten der nur den Touristen zugänglichen Nationalparks liegen im Hochland, wie auch die Wildreservate, die in bescheidenem Umfang auch landwirtschaftlich genutzt werden dürfen. Manche Parks sind berühmt dafür, dass seltene Tierarten bis heute in ihnen überleben konnten: Rappenantilopen im Shimba Hills, Leierantilopen im Arawale und Weißbartgnus im Massai Mara. Die Seenparks dienen als Schutzgebiete für Krokodile; manche Seen sind rosa gefärbt von den Flamingoscharen. In anderen Parks wie im Tsavo oder im Amboseli - im Schatten des Kilimandscharo gelegen und berühmt geworden durch Hemingways Erzählungen - sind Afrikas "Große Fünf" beheimatet: Elefant, Nashorn, Giraffe, Löwe und Leopard. Die Elefanten im Tsavo-Nationalpark zeigen sich in ungewöhnlicher Färbung. Es ist immer noch ein beeindruckendes Naturschauspiel, wenn die "roten" Elefanten abends inmitten der anderen Herden zur Tränke erscheinen. Der rote Staub der Lateritböden, mit dem sich die Elefanten einpudern, ist für dieses "Wunder" verantwortlich.
Safaris, die unter sicherer Führung Einheimischer von einer komfortablen Lodge zur anderen führen, sind heute kein Abenteuer mehr wie zu Hemingways Zeiten. Und seine Nachfolger tragen wenigstens nicht zur weiteren Dezimierung der Tierbestände bei: Großwildjagd findet heute mit der Kamera statt. Dennoch ist der Tierbestand der Naturparks durch zahlreiche Wilderer stark gefährdet.

nach oben

Die Menschen

Mit seinem gleichbleibend hohen Bevölkerungswachstum hält Kenia trotz eines Familienplanungsprogramms in Afrika einen problematischen Rekord. Immer dichter drängen sich die Menschen in den Gebieten, die sich landwirtschaftlich nutzen lassen, doch das ist in Kenia nur gut ein Fünftel der Gesamtfläche. Hirten- und Bauernstämme befehden sich um Acker- und Weideland. Wer verliert, rodet, um wenigstens das Lebensnotwendigste anpflanzen zu können, die Reste des Regenwaldes und verschärft so die ökologische Krise, die zur ökonomischen wird, sobald dabei Erosion die Böden ruiniert und der "Landhunger" auch vor den devisenbringenden Nationalparks nicht halt macht.
Um diesem Teufelskreis zu entrinnen, zieht die verarmte Landbevölkerung in die Städte. Dort leben die Menschen in Slums - abgenabelt von der Kultur und den Traditionen des agrarischen Lebenszyklus mit seinen Riten, Bräuchen und der alten Weisheit der Naturreligionen, gerissen aus der Stammeszugehörigkeit - in scharfem Kontrast zum offenkundig zur Schau gestellten Reichtum der kleinen schwarzen Oberschicht. Wer seinen Lebensunterhalt nicht als Kleinhändler, Handwerker unter freiem Himmel oder als zeitweilig beschäftigte Arbeitskraft im Dienstleistungsgewerbe bestreiten kann, rutscht schnell in ein Milieu ab, das von Kriminalität, Gewalt und Prostitution gekennzeichnet ist.

2008: Lebensmittel werden zum Luxusgut ... Spekulation an Börsen mit Lebensmitteln treiben Preise drastisch nach oben. So ist Maismehl im September 2011 drastisch auf 100 Schilling/kg (ca. 0,80 Euro) angestiegen. Für die vielen Menschen, die mit weniger als 1 Euro am Tag auskommen müssen, sind diese Preise ein Albtraum. Sie können sich nicht einmal mehr den einfachsten Maisbrei leisten. Grund für die erhöhten Preise sei die Spekulation mit Getreidepreisen, was an der erhöhten Nachfrage nach Bio-Kraftstoffen liege.
Hunderte Menschen sind in Nairobi auf die Straßen gegangen, um für 30 Schilling/kg zu protestieren. Die Sicherheitskräfte lösten die Demonstration gewaltsam auf. Es gab zahlreiche Verletzte.

Jeder zehnte Kenianer leidet unter Hunger. Mehr als die Hälfte der Menschen in der Turkana sind von Lebensmittelhilfe abhängig.

Rund 40% der Bevölkerung Kenias sind arbeitslos (2008), mehr als 50% leben unterhalb der Armutsgrenze (vgl. 1992: 42%), mehr als 20% der Menschen leben in absoluter Armut und verfügen pro Tag über weniger als 1 US-Dollar.

Um 16:00 wird das Wasser abgestellt
Obwohl es viel Wasser am Kilimanjaro gibt, haben die Menschen dort Wasserprobleme. Ab 16:00 wird hier das Wasser abgedreht und nach Nairobi und Machakos zu Saitotis Blumenfarm geleitet. Bis morgens um 8:00 haben die Menschen wegen der Bewässerung der Blumenfarmen kein Wasser.
Um eine Rose zu produzieren, braucht man 5 Liter Wasser. Kenia exportiert täglich 135.000 Rosen - 45 bis 47 Millionen im Jahr, rund 80.000 Tonnen. Die meisten Blumen gehen zu Flora-Holland. Große Abnehmer sind in Deutschland und England (siehe: P. B. Vijay Kurnar, Direktor einer Blumenfarm in Nairobi, 2010).

40 Prozent der Kenianer haben keinen Zugang zu Trinkwasser.

Bevölkerung und Stammesegoismus
Wo nicht die notgeborene Kriminalität der Armen herrscht, fordert der Tribalismus der etwa vierzig verschiedenen Völker von alters her seine Opfer. Tribalismus bedeutet: unterschiedliche Sprache und unterschiedliche Kultur der Stämme. In Kenia teilen sich die zahllosen Gruppen und Untergruppen in drei große Sprach- und Kulturfamilien: Bantu (Kikuyu, Luya u.a.), Niloten (Luos, Kalenjin u.a.) und Kuschiten. Die fünf größten Völker - die Kikuyu, die Luhya, die Luo, die Kambra und die Kalenjin - stellen nahezu drei Viertel der Gesamtbevölkerung. Die Massai, das wohl bekanntesten Volk Kenias, stellen etwa 1,6% der Bevölkerung. Aber auch wenn über 60% der Kenianer Christen sind und neben der geschlossenen Gemeinschaft des Islam (ca. 20%) der Zauber der animistischen Medizinmänner herrscht, hat die Religion kein einigendes Band zwischen den Völkern schließen können. Ein Kenianer ist in erster Linie seinem Volk verpflichtet, dessen Interessen als Bauern- und Hirtenvolk bei der Landnahme ebenso zu wahren sind wie bei der Vergabe von Posten in Verwaltung und Wirtschaft.

Flüchtlinge in Kenia

Das Boot ist nie voll

Der nachfolgende Bericht wurde der Zeitschrift "Franziskaner Mission", 3/2001, Reinhard Kellerhoff, entnommen.

Die Menschen in Afrika kennen ein schönes Sprichwort: Für einen ist immer noch Platz. In Kenia gilt das auch für Tausende von Flüchtlinge, die in den Kriegen der Nachbarländer geflohen sind. Kenia kennt eine großzügige Flüchtlingspolitik.
Im Juli (Juli 2000, Anm. muz-online.de) habe ich meine Mitbrüder in Ostafrika besucht, um deren Projekte und vor allem die der Schwestern besser kennenzulernen. Einen tiefen Eindruck hinterlassen hat das Kasarani-Zentrum in Nairobi, das von den Little Sisters of St. Francis geleitet wird. Das Zentrum ist Anlaufstelle für Menschen, die vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen in ihren Heimatländern geflohen sind. Als ich ankam, verteilte Schwester Bernadette, die Leiterin des Zentrums, gerade Matratzen, Alutöpfe, kleine Kocher, Wolldecken und Kleidung an Neuankömmlinge. Eine Gruppe von ehemaligen Flüchtlingen, die als Mitarbeiter eingesetzt wurden, hatten sie in ihren Verstecken ausfindig gemacht und nach Kasarani gebracht. (...) Wer von den Schwestern oder Mitarbeitern des Kasarani-Zentrums aufgespürt wird, hat vielleicht eine Chance. Aber wie steht es um die anderen rund 200.000 Flüchtlinge, die in den Lagern in Kenia leben?
Kenia ist seit Jahrzehnten ein bevorzugtes und ohne Zweifel großzügiges Asylland für Flüchtlinge aus den benachbarten Ländern. In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren kamen sie vor allem aus Uganda, Ruanda, Burundi, aber auch aus weit entfernten Ländern wie Mosambik und Südafrika. Anfang der 90er-Jahre begann dann de Exodus aus Somalia, Äthiopien und dem Sudan. Bald beherbergte Kenia beinahe eine halbe Million Flüchtlinge, vorwiegend aus diesen Ländern.

Kenia, ein großzügiges Asylland

Kenia hat wie weitere 44 Staaten in Afrika die 1969 geschaffene Flüchtlingskonvention der Organisation für Afrikanische Einheit ratifiziert. Sie erweitert die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951. Gemäß der afrikanischen Charta sind Menschen als flüchtlinge anzusehen, die externen Agressionen, der Besetzung von Drittstaaten oder Unruhen zu entkommen versuchen. Dank dieser Charta war es möglich, dass in Kenia anfang der Neunzigerjahre Hunderttausenden von Menschen auf der Flucht Asyl gewährt wurde - ohne den langwierigen Prozess einer individuellen Befragung. Der in europäischen Ländern weit verbreitete Warnruf "Das Boot ist voll" hat in Kenia und in den meisten afrikanischen Ländern kaum Anhänger gefunden. Während da und dort in Europa selbst große Ortschaften Sturm laufen gegen die Aufnahme von einigen wenigen Flüchtlingsfamilien, ist Afrika in dieser Hinsicht anders. Die ungleich größere Toleranz wurzelt in der guten afrikanischen Tradition, Menschen in Not Unterschlupf zu gewähren.

Kommt kein Geld, gibt es noch weniger zu essen

Allerdings wird diese Aufnahmebereitschaft erst ermöglicht durch das Einspringen der Internationalen Gemeinschaft. Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge und viele Hilfwerke mussten dem kenianischen Staat fast alle Mittel zur Verfügung stellen, um den Lebensunterhalt dieser Flüchtlinge zu sichern.
Die neu aufbrechenden Konflikte in Afrika und die stets aufs Neue vertriebenen Menschenmassen führten zu gewissen Ermüdungserscheinungen der westlichen Geldgeber. Zögernd und in geringeren Mengen eintreffende Hilfsgelder brachten das UNO-Flüchtlingswerk in den vergangenen Jahren wiederholt in ernsthafte finanzielle Krisen. Im letzten Quartal des Jahres 2000 musste das UNO-Hilfswerk sein jährliches Budget um rund 20 Prozent kürzen. Flüchtlinge in aller Welt waren betroffen, auch jene vielen tausend in den kenianischen Lagern. Die täglichen das bloße Überleben sichernden Lebensmittelrationen wurden vorübergehend drastisch gekürzt. Unterernährung, vor allem bei den kleinen Kindern, nahm rapide zu. Gleichzeitig mussten ausgesprochen wichtige Dienstleistungen, etwa die Schulung oder die Berufsausbildung, vorübergehend eingestellt werden.

Kein Paradies für Flüchtlinge

Auch in anderer Hinsicht ist Kenia kein Paradies für Flüchtlinge: Es besitzt kein Flüchtlingsgesetz. Seit Jahren ist eines in Vorbereitung, aber bis heute wurde es nicht dem Parlament vorgelegt. Damit ist die auch nur rudimentäre Rechtsstellung der Flüchtlinge nicht gesichert. Sie dürfen nicht arbeiten, erhalten keine Lizenz für ein Kleingeschäft und können auch nach Jahren keine Einbürgerung erhalten. Nach offizieller Regierungspolitik müssen sie in den insgesamt vier Lagern untergebracht werden, die alle in heißen, kargen und von jeder menschlichen Siedlung weit entfernten Landstrichen liegen. Gerade Flüchtlinge aus Hochländern wie Ruanda oder Burundi tragen schwer an den klimatischen Bedingungen.
Auch in anderer Hinsicht sind die Lager bei den Flüchtlingen verhasst. Es herrschen Gewalt und Unsicherheit. Am ärgsten betroffen davon sind die Frauen. Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung.
So ist es verständlich, wenn Flüchtlinge in Kenia alles unternehmen, um aus den Lagern herauszukommen. Die kenianische Regierung zeigt sich allerdings recht tolerant und flexibel. Wer einen Sponsor findet für eine Schule oder eine Berufsausbildung, erhält ein offizielles Regierungspapier, den so genannten "Schülerpass". Das Dokument, das jedes Jahr erneuert werden muss, garantiert einen legalen Status und gibt der Inhaberin oder dem Inhaber das Recht, außerhalb eines Lagers zu leben.

Sprungbrett für eine bessere Zukunft

Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen die Flüchtlinge in Kenia tagtäglich konfrontiert sind, ist es ein beliebtes Asylland. Denn für 3000 bis 4000 Flüchtlinge jährlich ist es das Sprungbrett für eine neue Zukunft - mit der Ausreise in ein westliches oder anderes afrikaniches Land. Staaten wie die USA, Kanada, Australien oder Neuseeland garantieren bestimmte Jahresquoten für die permanente Aufnahme von Flüchtlingen. Diese Art Auswanderung ist der große Traum so mancher entwurzelter Menschen, die in Kenia als Flüchtlinge leben. Aber nur für die wenigsten geht der Traum in Erfüllung.
Reinhard Kellerhoff ofm

Ort der Hoffnung:
Das Kasarani-Zentrum in Nairobi/Kenia

Täglich kommen neue Flüchtlinge aus Burundi, Ruanda und dem Kongo in Nairobi an. Viele sind auf abenteuerliche Weise in Kenia gelandet. Die Zahl der Menschen, die auf der Flucht sind, steigt ständig. Viele sehen keine Zukunft in ihren Heimatländern, haben Angst vor der Rückkehr: Kinder und Jugendliche, die sich einer Zwangsrekrutierung durch Rebellengruppen entziehen konnten; Witwen mit Kindern, die aus Angst vor Mord und Terror geflohen sind; von ihrem Land vertriebene Familien, die in ihre besetzten Häuser nicht zurückkehren können...
Das Kasarani-Zentrum in Nairobi, das von den Kleinen Schwestern des Hl. Franziskus geleitet wird, ist ein Ort der Hoffnung für Flüchtlinge. 2000 Flüchtlingsfamilien, die in verschiedenen Armenviertel von Nairobi unter meist menschenunwürdigen Bedingungen leben, werden von den Ordensschwestern betreut und mit Nahrungsmitteln (Maismehl, Bohnen, Zucker, Öl), Decken, Kochern, Kochtöpfen, Geschirr, Kleidung, Geld für Medikamente, Schulgeld für die Kinder versorgt.

Kasarani
Sr. Bernadette Ateya, eine kenianische Franziskanerin, leitet das Zentrum. Ihre MitarbeiterInnen sind ständig unterwegs, um neu angekommene Flüchtlinge, die sich in Nairobi nicht auskennen, aufzuspüren. "Sie wissen nicht, wohin sie sich in ihrer Not wenden sollen", so Sr. Bernadette, "viele - meist Kleinkinder und Alte - verhungern, wenn wir sie nicht rechtzeitig finden."

»[...] Schulische Ausbildung für Flüchtlingskinder.
Die in Kasarani lebenden Flüchtlingskinder im Alter von 6 bis 18 Jahren werden mit Schulgeld, Schuluniform und Büchern unterstützt.
Im Jahr 2004 hat das Zentrum 69 Kinder in der Grundschule und 18 Schülerinnen und Schüler in der Sekundarschule gefördert. [...]«

Aus: "Tauwetter".. eine franziskanische Zeitschrift, 03/2008, Bedroht – verfolgt – vertrieben. Flüchtlingsschicksale in Ostafrika, S. 15 (pdf)
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an die [email protected]

Besuchen Sie die Franziskaner in Deutschland
Franciscan Website
Dadaab - das größte Flüchtlingslager der Welt

Im Mai 2010 leben etwa 300.000 Flüchtlinge in Dadaab, die meisten von ihnen kommen aus Somalia. Ursprünglich war dieses Lager für 90.000 Flüchtlinge ausgelegt. Doch mit Beginn des Bürgerkriegs in Somalia 1990, kamen täglich mehr als 1000 Flüchtlinge nach Dadaab. Viele Menschen, die ab 1991 ins Camp kamen, leben auch noch knapp 20 Jahre später dort. Dadaab ist das größte Flüchtlingslager der Welt. Die humanitäre Lage dort ist katastrophal. Auch 2010 kommen monatlich rund 5000 Flüchtlinge nach Dadaab. Einige Tausend konnten bereits in andere Lager umgesiedelt werden.

Das Flüchtlingslager zählt im Sommer 2011 fast eine halbe Million Menschen. Durch die schlimmste Dürre seit 60 Jahren kommen immer mehr Menschen, vor allem aus Somalier, ins Camp. Es gibt Planungen, ein weiteres Flüchtlingslager einzurichten, wogegen sich die kenianische Regierung bislang sträubt.

Zu allem Überfluss hat ein Al-Shabaab-Kommando (sunnitisch-islamistische Gruppe aus Somalia, Al-Kaida nahestehend) am 13. Oktober 2011 zwei spanische Mitarbeiterinnen der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" nahe des Flüchtlingslagers Dadaab verschleppt. Kenianische Soldaten machen Jagd auf die Milizionäre und dringen bis 100 Kilometer weit in somalisches Gebiet vor.

21. September 2013: Al Shabaab Terroristen überfallen Einkaufszentrum

Meldungen über sunnitisch-islamistischen Terror erreichen uns aus Ländern aller Kontinente. Ein besonders schwerer Fall ereignete sich am 21. September 2013 in Nairobi (Kenia). Eine Gruppe schwer bewaffneter Al-Shabaab-Terroristen, darunter auch US-Bürger arabischer oder somalischer Abstammung, überfiel das vornehme Westgate Einkaufszentrum und erschoss zahlreiche Menschen, die nicht Muslime waren und nicht Arabisch lesen konnten.
Das Einkaufszentrum gehört zum Teil einem israelischen Eigentümer, weshalb sich auch Israel gezwungen sah, mit eigenen Kräften die kenianischen Sicherheitskräfte zu unterstützen. Mehr als 1000 Geiseln konnten bis Montag Abend in Sicherheit gebracht werden, einige Terroristen wurden getötet. Am späten Abend des 24. September fand das Dramas sein Ende.
Nach offiziellen Angaben starben mehr als 70 Personen, mehr als 200 wurden verletzt. Die Al-Shabaab hat dagegen in einer Twitter-Nachricht mitgeteilt, dass 137 Geiseln getötet worden seien.
Die Al-Shabaab, die weitere Anschläge angekündigt hat, fordert den Rückzug des kenianischen Militärs aus Somalia und für mehrere afrikanische Staaten einen islamisch-sunnitischen Gottesstaat, auch für Kenia.


Landwirtschaft und Industrie

Landwirtschaft und Industrie sind in Kenia weiter entwickelt als in anderen Staaten des schwarzen Kontinents. Die Landwirtschaft profitiert auch von den vielen Produkten, die sich aufgrund der verschiedenen Klimazonen anbauen lassen. Unter den landwirtschaftlichen Export-Produkten stehen Kaffee und Tee, die in ausgezeichneter Qualität geerntet werden, an erster Stelle. Der Teeanbau wird noch zur Hälfte von Kleinbauern betrieben, während Kaffee, Sisal und Zuckerrohr auf riesigen Plantagen angepflanzt werden. Die Vielfalt der Obst- und Gemüseerzeugnisse reicht von tropischen Früchten bis hin zu Schnittblumen, die vor allem im Winter gute Absatzchancen auf dem europäischen Markt haben.
Auf dem Agrarsektor hat die Viehzucht erhebliche ökonomische Bedeutung. In der Viehhaltung werden die Unterschiede zwischen Tradition und Moderne deutlich sichtbar. Während auf der einen Seite Nomaden, die über fast ein Fünftel des Viehbestands verfügen, wie vor Jahrhunderten mit ihren Herden zwischen dem Turkanasee und Mount Kenya hin- und herziehen und Kleinbauern ihre Zebu-Rinder in den fruchtbaren Agrargebieten weiden lassen, hat sich auf der anderen Seite eine kleine Schicht von aufstrebenden Züchtern herausgebildet, die die Viehwirtschaft großflächig und mit modernsten Methoden betreiben.
Der größte Teil der für afrikanische Verhältnisse gut entwickelten Industrie - vor allem der Großindustrie - befindet sich noch in ausländischem Besitz. Da das Land aber über keine größeren Rohstoffvorkommen verfügt, ist es von Importen abhängig. Aber nicht nur Grund- und Brennstoffe müssen eingeführt werden, sondern auch Ersatzteile und Zwischenprodukte.

Tourismus
Der Tourismus mit fast 1 Million Auslandsgästen im Jahr ist der zweitgrößte Devisenerwirtschafter des Landes. Hauptanziehungspunkte sind dabei die Urwälder am Mount Kenya, die zahlreichen Wildparks und die Sandstrände am Indischen Ozean. Die Folgen des Massentourismus sind aber zweischneidig. Die Reisenden tragen zwar zum Wohlstand bei, indem Arbeitsplätze in Hotels, Restaurants und im Zuliefergewerbe geschaffen werden. Aber durch ihre Missachtung fremder Völker und Sitten forcieren sie die kulturelle Überfremdung des Landes. Eine Gefahr anderer Natur droht durch Wilderer und Elfenbeinschmuggler. Zwar schützen 52 Reservate und Nationalparks die Wildbestände, doch ist allein die Zahl der Elefanten von 65.000 im Jahre 1981 auf 18.000 gegen Ende der 1990er Jahre zurückgegangen.
Die einstigen Jagdgründe von Ernest Hemingway (1899-1961), die er in den Mittelpunkt seiner autobiografischen Erzählung "Die grünen Hügel Afrikas" (1935) rückte, werden zunehmend von gedankenlosem Safaritourismus gestört, dessen letzter Schrei stilles Gleiten in bunten Heißluftballons mit anschließendem Champagnerfrühstück in der animierenden Nähe gezähmten Wildes und zähneknirschender Eingeborener ist. Was hätte Hemingway darüber geschrieben, und was müssen die schwarzen Enkel seiner Führer darüber denken, deren Land, Stolz und Kultur er so einfühlsam beschrieb.

nach oben

Der Staat

Geschichte
Die Geschichte Kenias reicht zurück in vorzeitliches Dunkel. Prähistorische Skelettfunde erlauben den Schluss, dass Kenia zu jenen Regionen gehört, wo Hominiden (Vormenschen) vor gut drei Millionen Jahren den aufrechten Gang lernten.

Aus der überlieferten Geschichte ist bekannt, dass bereits in vorchristlicher Zeit phönizische Segler an der Küste Kenias landeten. Um das Jahr 1000 n. Chr. bildete sich eine arabisch geprägte Küstenkultur heraus. Die islamischen Stadtstaaten - u. a. Mombasa und Malindi - betrieben regen überseeischen Handel, der bis nach China reichte. Zur gleichen Zeit durchzogen schwarze Völker das Landesinnere. Vom Kongo her wanderten Bantu-Stämme ein, nilotische Luos folgten vom Sudan kommend, und vom Nordosten zogen kuschitische Gruppen wie die Somal durchs Land. Manche siedelten als Bauern, andere blieben als Viehzüchter und Krieger Nomaden.

Früh entstandene Rivalitäten um Siedlungsgebiete, Acker- und Weideland schürten Hass und Stammesfehden, deren Nachwehen bis heute in der kenianischen Gesellschaft spürbar sind.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts nahmen die Portugiesen Besitz von den blühenden Handelsmissionen der Araber, die sie jedoch 1729 an den Sultan von Oman abgeben mussten. Berichte von Forschungsreisenden machten im 19. Jahrhundert auch Deutsche und Briten neugierig auf das weite Land. Durch Kaufverträge und Pachtverhältnisse, diplomatische Ränkespiele und Scharmützel gewannen die Briten schließlich die Oberhand und erklärten Kenia 1895 zum Protektorat. Der Bau der Eisenbahn mit Hilfe indischer Arbeitskräfte, deren Nachfahren heute den mittelständischen Handel bestimmen, erschloss das Landesinnere für immer mehr weiße Siedler. Sie nahmen das Land in Besitz und drängten die afrikanische Bevölkerung in sogenannte Reservate. Nur die Eingeborenen, die sich der fremden Kultur anpassten, konnten bis in die unteren Ränge der Verwaltung vordringen und eine für afrikanische Verhältnisse relativ sichere Existenz finden, selbstbestimmte Freiheit ließen die "big bwanas" nicht zu.
Kenia wurde britisch bis zur Fachwerkarchitektur der Herrenhäuser, dem Neoklassizismus der Kolonialverwaltungsgebäude und den roten Telefonzellen, von den Schuluniformen über den "Five-o'clock-tea" bis zur frühen Sperrstunde in den Pubs.

Unabhängigkeitsstreben und Einparteienstaat
Während die Briten aus ökonomischem Eigennutz die Grundlage einer kommerziellen Landwirtschaft schufen, eine Infrastruktur aufbauten und mit der Industrialisierung des Landes begannen, wurden die Schwarzafrikaner in diesem klassisch kolonialen Ausbeutungssystem nur als Arbeitskräfte benötigt, was bald zu Unzufriedenheit führte.
Die Kikuyu, das größte Bantuvolk, begannen eine Unabhängigkeitsbewegung zu organisieren. Doch erst der von radikalen Kräften durchsetzte Mau-Mau-Aufstand (von 1952 bis etwa 1955), in dem systematische Terroraktionen gegen britische Einrichtungen mit brutalen Polizeiaktionen beantwortet wurden, führte zu einem politischen Umdenken unter den Kolonialherren. Über verschiedene Zwischenstufen erreichte Kenia 1963 die volle Souveränität.

Unter Führung von Jomo Kenyatta (1891-1978) wurden die Grundlagen für einen Einparteienstaat ("Kenya African National Union", KANU) geschaffen. Der einstige Häuptling brachte das Land auf einen prowestlichen Kurs und regierte bis zu seinem Tod 1978 als Präsident und afrikanische Symbolfigur, halb als Demokrat, halb als Patriarch. Die wachsenden Spannungen zwischen wenigen Reichen und zu vielen Armen, die Konflikte zwischen den Stämmen und die politische Opposition wurden gewaltsam unterdrückt. Unter seinem Nachfolger Daniel Arap Moi (* 1924), einem Angehörigen des kleinen Volkes der Kalenjin, haben Ämterpatronage und Korruption über das bereits erreichte Niveau hinaus deutlich zugenommen. Moi selbst hat über mehrere Verfassungsänderungen und mit Hilfe der Staatsgewalt seine persönliche Macht ausgebaut, während sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößert. Die Kritiker des morschen Systems werden durch harte Repressionen in den Untergrund getrieben. Von hier könnte jene Revolution ausgehen, die auch von der westlichen Welt zunehmend gefürchtet wird. Sie möchte diesen wichtigen Partner in Afrika nicht verlieren, auch wenn Kenia seine einstige Reputation als schwarzes Musterland langsam verliert.

Demokratisierungsprozess
Im Dezember 2002 kam es zum demokratischen Machtwechsel, der die fast 40-jährige Herrschaft der Kenya African Nationalist Union (KANU) beendete. Nach der durch nationalen und internationalen Druck erfolgten Verfassungsänderung konnte Präsident Moi nach zwei Amtsperioden nicht mehr erneut kandidieren. Den neuen Präsidenten (Mwai Kibaki, vom Volk der Kikuyu, Mitbegründer der KANU und mit über vier Jahrzehnten im Parlament der dienstälteste Abgeordnete seines Landes) stellte das Oppositionsbündnis NARC, das die Korruption bekämpfen und eine neue Verfassung erlassen wollte.
Das fragile Regierungsbündnis aus Liberal Democratic Party (LDP) des Luo Raila Odinga (vom Volk der Luo; hat in den 1960er Jahren in Magdeburg studiert) und National Alliance Party of Kenya (NAK), der Kibaki angehört, konnte die Hoffnungen der Kenianer nicht erfüllen. Das Versprechen, Odinga zu einem starken Ministerpräsidenten zu machen, wurde nicht gehalten. So kam es zum Streit um die neue Verfassung, die einen Ministerpräsidenten nicht vorsah. Auch der Kampf gegen die Korruption blieb erfolglos. Mit kostenloser Grundschulbildung löste Kibaki allerdings ein Wahlversprechen ein, das ihm vor allem bei der ärmeren Bevölkerung Zuspruch bescherte.

Nach den Wahlen Ende 2007, die zugunsten Kibakis ausgingen, steht Kenia zu Beginn des Jahres 2008 am Rande eines Bürgerkrieges. Kibakis Herausforderer, der Kandidat der neuen Oppositionsbewegung Orange Democratic Movement (ODM) Raila Odinga, spricht von Wahlbetrug. Schon der Wahlkampf war bestimmt von tief verwurzelten Vorurteilen der Kikuyu gegenüber Odinga (Wikipedia: Raila Odinga).
Die Unruhen, die bis zu 1500 Menschenleben forderten und 300.000 Kenianer obdachlos machten, verursachten für Kenia einen erheblichen Image-Schaden in der Welt. Erst nach wochenlanger Vermittlung des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan und auf verstärkten Druck der internationalen Gemeinschaft hin (vor allem der EU und den USA), erklärte sich Kibaki Ende Februar bereit, seine Macht mit der Opposition teilen zu wollen.

Das Parlament verabschiedete schließlich Mitte März 2008 eine Verfassungsänderung, die das Amt des Premierministers sowie zweier Stellvertreter einführt. Anschließend billigten die Parlamentarier ein Gesetz zur Bildung einer großen Koalitionsregierung, deren Zusammensetzung paritätisch zwischen Mitgliedern der Regierungspartei (PNU) und der Opposition (ODM) aufgeteilt werden soll. Regierungschef wurde Odinga. Ferner wurde festgelegt, dass die Regierung aufgelöst werde, sobald eine der beiden Parteien die Koalition verlässt.

Nach den Wahlen am 4. März 2013 wurde am 9. März Uhuru Kenyatta, ältester Sohn von Kenias ersten Präsidenten Jomo Kenyatta (Kikuyu), zum neuen Präsidenten des Landes erklärt.

nach oben

"Wiege der Menschheit"

Im Jahre 1871 versetzte Charles Darwin (1809-1882) die Welt mit seiner Theorie, dass Menschen und Affen auf einen gemeinsamen, affenähnlichen Vorfahren zurückgehen, in Erstaunen. Er stellte außerdem fest, dass Schimpansen und Gorillas die engsten lebenden Verwandten des Menschen seien, und schloss daraus: "... es ist wahrscheinlicher, dass unserere frühen Vorfahren auf dem afrikanischen Kontinent lebten als irgendwo anders."
Dennoch konzentrierten Paläontologen ihre Forschung nach affenartigen und menschlichen Fossilien zunächst auf Asien und Europa. Erst in den 1920er Jahren begann Dr. Louis Leakey (1903-1972) seine Suche nach den Ursprüngen des Menschen in der inzwischen berühmten Olduvai (Oldoway)-Schlucht in Tansania. 1959 entdeckte er hier einen fossilen Hominiden, wodurch Afrika zum bevorzugten Forschungsgebiet der Paläontologen wurde. Bald wurden Hunderte hominider Fossilien an verschiedenen Stellen in Afrika entdeckt.
Kenias Behauptung, die "Wiege der Menschheit" zu sein, gründet sich auf einen 1972 am Ufer des Turkanasees entdeckten Schädel, der seitdem aufgrund seiner Index-Nummer als "1470" bekannt ist.

Das Zusammenfügen der Bausteine
Die Spuren der frühen Hominiden sind meistens sehr unvollständig und schwer zu analysieren. Selbst die zeitliche Einordnung solcher Überreste ist oftmals problematisch. Die afrikanischen Ausgrabungsstätten bergen jedoch nicht nur bedeutende fossile Knochenfragmente, sondern geben auch Zeugnis ab über die Lebensumstände der Vor- und Frühmenschen. Die Funde beinhalten Steinwerkzeuge und Tierknochen, was darauf hinweist, dass die .frühen Hominiden Aasfresser, evtl. sogar Jäger waren. Durch Abschlagen einiger Steinsplitter entstanden Schaber oder Klingen, die eine Fleisch- oder Knochenbearbeitung von Aas ermöglichten. Selbst über mögliche Lagerplätze geben die Funde Aufschluss. Bei Laetoli in Äthiopien gibt es eine Reihe vormenschlicher Fußabdrücke im einst weichen vulkanischen Gestein, die ca. 3 Millionen Jahre alt sind. Nur selten stellen Fossilien ein nahezu vollständiges Fundstück dar, und die Wissenschaftler sehen sich meist vor die Aufgabe gestellt, aus nur einem winzigen Bruchstück eines Kieferknochens das ganze Lebewesen rekonstruieren zu müssen. Solche Fragmente können jedoch eine erstaunliche Zahl von Informationen bergen. Ein Knochenstück aus den Gliedmaßen oder dem Becken kann einen Hinweis darauf geben, ob das betreffende Lebewesen einen aufrechten Gang wie der heutige Mensch hatte, und ein einziger Zahn gibt möglicherweise Aufschluss darüber, ob es zur Gattung Mensch oder Affe gehörte.
Jahrelang klassifizierten, die Paläontologen fast jedes neue Fundstück als eine neue Spezies, und es gab und gibt heftige Diskussionen über die Festlegung der Grenze zwischen dem fossilen Affen und dem fossilen Menschen. Heute werden die "Australopithecinen" ("Affen des Südens") als früheste uns bekannte Vorfahren des Menschen angesehen und manchmal auch als "menschenähnlich" bezeichnet. Sie verfügten über eine aufgerichtete Haltung und aufrechten Gang, ihre Zähne ähnelten mehr denen des Menschen als des Affen, und die Höhe ihrer Hirnschale oberhalb der Augenbrauen war größer als bei den Affen. Jedoch ähneln die massiven Kieferknochen und das vorstehende Gesicht der Australopithecinen eher dem Affen als dem verflachten menschlichen Profil. Daneben ist ihr Gehirnvolumen relativ gering. Es ist jedoch anzunehmen, dass sie über einfache Werkzeuge verfügten und zur Beschaffung der Nahrung Tiere jagten. In Südafrika, aber auch in Äthiopien hat man viele Reste der Australopithecinen gefunden. Der "Australopithecus africanus" war der kleinere und zartere, während der größere und schwerere "Australopithecus robustus" einen größeren Schädel hatte.
Die Diskussion, ob die erste echte Menschenart Homo vom Australopithecus abstammt, ist in vollem Gange. Eine andere Diskussion kreist um die Frage der Identifizierung der frühesten Funde des Homo. In den 1960er Jahren entdeckte Leakey bei Olduvai ein Exemplar, das er aufgrund des Umgangs mit frühen Steinwerkzeugen "Homo habilis", "der geschickte Mensch", nannte. Jedoch wird er nicht von allen Paläontologen als echtes Mitglied der Spezies Homo akzeptiert.

Der Turkanasee
1967 leitete Dr. Leakeys Sohn Richard (* 1944) eine Expedition in Kenia und kam mit sensationellen Entdeckungen vom Turkanasee zurück. Verschiedene Stellen am Ufer waren untersucht worden und gaben Fragmente von Zähnen und Schädelknochen sowohl der frühen Australopithecinen als auch anderer Hominiden frei. Daneben fand man Steinwerkzeuge, die auf 3 Millionen Jahre zurückdatiert werden können. Man glaubt, dass die frühesten Funde sogar 3,5 bis 4 Millionen Jahre alt sind, und einige Wissenschaftler ordnen sie dem ältesten bekannten Hominiden "Australopithecus anamensis" zu. Bis jetzt hält man ihn am ehesten für den Vorfahren sowohl der späteren Australopithecinen als auch des Homo.
Ein berühmter Fundort ist Koobi Fora am Turkanasee im Norden Kenias, wo der aufschlussreiche "Schädel 1470" entdeckt wurde. Er ist ca. 2 Millionen Jahre alt und hat ein deutlich größeres Hirnvolumen als der Australopithecus. Man ordnet ihn als einen der ältesten bekannten Vertreter der Gattung Homo ein, dem Vorfahren des heutigen "Homo sapiens". Sowohl Homo als auch Australopithecus robustus und Australopithecus africanus haben offensichtlich zur gleichen Zeit am Turkanasee gelebt.

nach oben

Literatur

Alle Länder dieser Erde. Band 1, Sonderausgabe in 2 Bänden, Reader´s Digest (Hg), Bertelsmann, Gütersloh/München, 2001, S.796 f.



www-Links



 Neue Weltordnung
 Islam
 Mein Fotoalbum
Beziehungen zwischen Kenia und Deutschland
kranich-aidsinafrika.de
Kinderprostitution in Kenia
Human rights Watch: Kenya
Willkommen zu Kenya Hakuna Matata!
Kenia, Impressionen einer Safari
Kenia Photogalerie
Frei geboren e.V.
Kifafa eV - Kenia-Info
CIA -- The World Factbook -- Kenya
Languages of Kenya
Kenya Daily - latest news stories and top headlines
Tim's and Lara Beth's Kenya Page
African Studies: Kenya
GORP - Birdlife in Kenya
History
Human Rights Links

nach oben