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Offizieller Name: Republik Kuba
Hauptstadt: Havanna
Fläche: 110.861 km²
Landesnatur: Drei Gebirge erheben sich aus dem Tiefland: im SO die Sierra Maestra, in der Mitte die Sierra del Escambray und im W die Sierra Guaniguanico
Klima: Randtropisches Klima
Hauptflüsse: Río Cauto, Río Zaza, Río San Pedro, Caunao
Höchster Punkt: Pico Turquino 1994 m
Tiefster Punkt: Lago Enriquillo -46 m
Regierungsform: Kommunistische Republik mit Einparteiensystem
Staatsoberhaupt: Staatsratsvorsitzender
Verwaltung: 14 Provinzen, Sonderverwaltungsgebiet Isla de la Juventud
Einwohner: 11.160.000 (1999); 11.075.244 (geschätzt Juli 2012)
Bevölkerungsdichte: 101 Ew./km² (1999)
Stadtbevölkerung: 78% (1999)
Analphabetenquote: 4% (1999)
Sprache: Spanisch
Religion: Katholiken 39%
Importgüter: Maschinen, Erdöl und Erdölprodukte, Getreide, Fahrzeuge, Eisen und Stahl, Textilien, Düngemittel
Exportgüter: Zucker, Nickelerze, Erdöldestillate, Fisch, Tabak und -waren, Rum, Zitrusfrüchte
Handelspartner: Russland, Japan, Kanada, EU-Länder, VR China
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Kuba ist der erste sozialistische Staat in Amerika. Seine Verfassung ist das Ergebnis der 1959 durch die Revolution eingeleiteten Entwicklung. 1976 wurde sie nach dem Muster osteuropäischer Volksdemokratien verabschiedet. Wesentlicher Unterschied zu diesen Volksdemokratien war hier aber die Vereinigung der gesamten Exekutivgewalt in der Person von Fidel Castro Ruz (* 1926; † 25.11.2016). Er war Staatsoberhaupt, Regierungschef, Generalsekretär der Einheitspartei und Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
Am 18. Februar 2008 erklärte der 81jährige Fidel Castro in einem Brief an seine Mitbürger, dass er für die Ämter des Präsidenten des Staatsrates und Oberbefehlshabers der Streitkräfte nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Siehe: Fidel Castros Brief vom 18.2.08. |
Aus gesundheitlichen Gründen hat Fidel Castro bereits im Sommer 2006 seine Ämter kommissarisch auf seinen 5 Jahre jüngeren Bruder Raúl übertragen, der am 24. Februar 2008 vom Parlament zum neuen Staatschef gewählt wurde. |
Die Führungsrolle der Kommunistischen Partei Kubas (PCC), die die Richtlinien der Politik bestimmt, wird in der Verfassung hervorgehoben. Die PCC ist die einzige zugelassene Partei. Sie hat über 450.000 Mitglieder und ist nach dem Vorbild anderer kommunistischer Parteien organisiert. Ihre Leitungsgremien werden zwar formal von unten nach oben gewählt, tatsächlich verläuft aber der Weg von oben nach unten. Fidel Castro hat als Erster Sekretär des Zentralkomitees eine überragende Stellung.
Einen nicht unerheblichen Einfluss besitzen die Gewerkschaften. In den 17 Einzelgewerkschaften sind fast alle Arbeitnehmer organisiert, da die Gewerkschaftsmitgliedschaft gesetzlich zur Pflicht gemacht wurde. |
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Die Rechtsprechung ist im wesentlichen an der alten spanischen Rechtsordnung orientiert, wurde aber in einer Justizreform den Bedürfnissen des neuen Gesellschaftssystems angepasst. So sind die untersten Instanzen, die Volksgerichte, ausschließlich mit Laien besetzt, die lokale Bagatellfälle in eigener Verantwortlichkeit entscheiden. Höchste Instanz ist der Oberste Gerichtshof, dessen Mitglieder von der Nationalversammlung gewählt werden. |
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Das Verhältnis Havanna - Moskau
Die enge Bindung Kubas an die ehemalige UdSSR kam in vielfältiger Weise zum Ausdruck. So wurde der Inselstaat 1972 Mitglied des COMECON. Sowjetische Spezialisten wirkten bereits beim ersten Fünfjahresplan Kubas für den Zeitraum von 1976 bis 1980 mit. Bis dorthin angelaufene Auslandsschulden übernahmen die Sowjets gegen zusätzliche Zuckerlieferungen in den folgenden Jahren. Außer Zucker lieferte Kuba insbesondere auch Nickel und Zitrusfrüchte im Austausch gegen Maschinen, Transportausrüstungen, Mineralölprodukte und eine breite Palette von Konsumgütern. Dabei wurden von der UdSSR Produkte wie Zucker oder Nickel um ein Vielfaches über dem Weltmarktpreis abgerechnet. |
Auf der anderen Seite erhielt Kuba Produkte wie Erdöl von der UdSSR weit unter dem OPEC-Preis. Es bezog somit indirekt sowjetische Subventionen, die pro Tag umgerechnet mehrere Millionen US-Dollar ausmachten. Als Gegenleistung erbrachte Kuba für die UdSSR zahlreiche Dienstleistungen, wie etwa den militärischen Söldnerdienst durch Kubaner im afrikanischen Angola. Durch die Reformpolitik des sowjetischen Parteichefs Michail Gorbatschow und den Zerfall der UdSSR geriet auch das autoritäre Regime Castros zunehmend in die Kritik. |
Kuba - 55 Jahre nach der Revolution
Unbestritten ist bis heute, dass es dem Durchschnitts-Kubaner unter Fidel Castro lange Zeit viel besser ging als unter der Diktatur von Fulgencio Batista (1901-1973). Die "Zuckerinsel" glänzte zeitweise mit Erfolgsmeldungen, die man anderswo in der "Dritten Welt" suchen musste. So ist die Lebenserwartung seit der Revolution von fünfzig auf über siebzig Jahre gestiegen, der Ausbau des Schulwesens hat die Analphabetenquote auf 4% heruntergedrückt, nur noch jeder zwanzigste Haushalt hat keinen elektrischen Strom.
Dennoch gibt es nicht nur bei Entwicklungstheoretikern, sondern auch bei den betroffenen Kubanern selbst heute starke Kritik am "Kubanischen Modell". Wie im Sozialismus östlicher Prägung generell, müssen die Kubaner weitgehend auf ihre individuelle Freiheit verzichten, was eine Massenflucht in die USA, vor allem nach Florida, zur Folge hatte. Teils bedingt durch ein hartes Handels-, Wirtschafts- und Finanzembargo durch die USA und ihrer Verbündeten seit 1959 (Kuba steht bei den USA bis 2015 auf der "Liste Terror unterstützender Staaten"), ist die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs unzureichend, die Wohnungsnot groß. Viele Familien müssen sich in heruntergekommenen Mietshäusern zusammendrängen, die dringend reperaturbedürftig sind. Die Regierung hat große Anstrengungen unternommen, um neuen Wohnraum zu schaffen, aber die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem.
Was die Kubaner an sozialen Verbesserungen erreichten, wurde nur zum Teil aus eigener Kraft bewerkstelligt. Die massive Wirtschaftshilfe durch die UdSSR schlug sich in der Statistik allerdings nur indirekt nieder, nämlich in Form umfangreicher Preissubventionen. Dem Wegfall der sowjetischen Unterstützung begegnete Castro mit dem Ausbau des Tourismus und der Zulassung privater Kleinbetriebe und freier Märkte. Eine grundlegende Liberalisierung des politischen Systems lehnte der Diktator jedoch immer ab. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse (für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Kubas seien strukturelle Probleme der staatlichen Zentralwirtschaft verantwortlich, wie Raúl Castro zum Beispiel im Dezember 2010 in einer Rede vor der Nationalversammlung anmerkte) sind die Kubaner heitere und gesellige Menschen. Auch wenn das Leben düster erscheinen mag, bleibt ihnen immer noch die Begeisterung für Volksmusik und der Stolz auf ihre sportlichen Leistungen.
Dezember 2014: Annäherung zwischen Kuba und den USA
55 Jahre nach der Revolution von 1959 kommt es zu einer Annäherung zwischen Kuba und den USA. Im Dezember 2014 kündigte die US-amerikanische Regierung im Zuge der Wiederaufnahme politischer Gespräche an, »[...] dass Kuba von der Liste Terror unterstützender Staaten gestrichen und die dazugehörigen Sanktionen aufgehoben werden sollen. Am 16. Januar 2015 traten bereits erhebliche Lockerungen der Handels- und Reisebeschränkungen in Kraft.[...]«
Am 29. Mai 2015 wurde Kuba schließlich von der "Liste Terror unterstützender Staaten" (seit 1982) gestrichen.
Zitat: Wikipedia, Embargo der USA gegen Kuba
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Die Geschichte
Eine wechselvolle Geschichte von Kolumbus über diverse Kolonialherren bis Castro prägt die Gegensätze Kubas bis heute: Sie überdauert in der historischen Bausubstanz von Havanna und Trinidad, sie zeigt ihre Narben dort, wo die Monokultur des Zuckerrohranbaus die Üppigkeit der Regenwälder verdrängt hat.
Kuba ist ein altes Kulturland, das älteste der "Neuen Welt" sogar. Und es ist eine lebendige Mischkultur: Hier haben Europa und Afrika Geschichte gemacht. Sich auf Kuba einzulassen, bedeutet, vor der Kulisse der Karibik einzutauchen in eine sonnendurchflutete Welt, die von der alten Zeit nie loskam und in der neuen noch nicht angekommen ist. |
Von der Iberisierung zur Amerikanisierung
Noch im Entdeckungsjahr 1492 nahm Christoph Kolumbus (1451-1506) Kuba für die spanische Krone in Besitz. Diego de Velazquez (1460-1522) wurde schließlich 1512 beauftragt, die Insel systematisch zu kolonisieren.
Er gründete eine Reihe von Städten, ausgehend von Baracoa, Bayamo, Sancti Spíritus, Trinidad, Puerto Principé (jetzt Camagüey), Santiago de Cuba und Batabanó (jetzt Havanna bzw. La Habana). Mit diesen Stadtgründungen kam ein wichtiges spanisches Kulturelement auf die Insel. Die Merkmale der kolonialspanischen Stadt sind immer noch im heutigen Siedlungsbild deutlich wahrnehmbar: Die quadratische Plaza mit der Kathedrale, der schachbrettförmige Straßengrundriss und schließlich die typisch spanischen Häuserfassaden. | Auf das Foto klicken zum Vergrößern !
Che Guevara. Dein Beispiel lebt. Deine Ideen überdauern.
Foto von Friedrich Schober |
Mit der Verlagerung der spanischen Interessen auf das amerikanische Festland wurde der US-amerikanische Einfluss auf Kuba immer stärker. Als Spanien 1818 auf Kuba den Freihandel zuließ, entstanden zunehmend exportorientierte Agrarbetriebe, die sich verstärkt auf die Rohrzuckerproduktion verlegten. Der Trend zu kapitalintensiven Großbetrieben war unverkennbar. Mit der militärischen Intervention durch die USA im Jahr 1898 kam es auf Kuba zu einer Phase starker Kapitalinvestitionen und zu Landerwerb durch US-Amerikaner. Das Land entwickelte sich zur karibischen Zuckerinsel. Die Amerikanisierung der Insel griff jedoch auch auf andere Wirtschaftsbereiche über. Die sozialen Unterschiede zwischen einer kapitalkräftigen Oberschicht, die vorwiegend in Havanna lebte, und einem Heer landloser Bauern wurde immer größer.
Kuba vor der Revolution
Bis zur Revolution im Jahre 1959 hatte sich die Besitzkonzentration weiter verstärkt. 1958 entfielen über 71% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Kubas auf Großbetriebe mit mehr als 100 ha; die 28 größten Gesellschaften besaßen mit zwei Millionen ha Land 83% der gesamten Anbaufläche von Zuckerrohr. 70% der über 800.000 in der Landwirtschaft Tätigen galten demgegenüber als landlose Arbeiter. Der größte Teil davon fand, häufig nur saisonal, in der Zuckerwirtschaft eine Beschäftigung. Zucker bestimmte zu 80% den Export des Landes. Dabei gingen über zwei Drittel des Rohrzuckers in die USA. Die Zuckerrohrmonokultur auf Kuba wurde insofern durch die Nordamerikaner stabilisiert, als sie den Kubanern den Zucker zu einem höheren Preis als dem auf dem Weltmarkt üblichen abnahmen. Eine Umstellung der Landwirtschaft auf den Anbau verschiedener Produkte kam somit kaum voran.
Bis zur Revolution erreichte das verhältnismäßig kleine Land einen Anteil an der Weltzuckerproduktion von 10,7%. 1952 verzeichnete Kuba eine Rekordernte mit sieben Millionen Tonnen - 1850 hatte die Jahresproduktion dagegen nur 200.000 Tonnen betragen. Über zwei Drittel des in den karibischen Ländern erzeugten Zuckers stammten in den 1950er Jahren aus Kuba. |
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Fidel Castro und die Kubanische Revolution
Der frühere Rechtsanwalt Fidel Castro Ruz war seit 1953 als aktiver Gegner des Diktators Fulgencio Batista y Zaldívar (1901-1973) aufgetreten und begann 1956 schließlich einen Guerillakrieg, der knapp drei Jahre später zum Erfolg führte. Als neuer Ministerpräsident stellte Castro jedoch die Weichen nicht in Richtung einer Demokratie westlichen Musters, vielmehr trieb er den Aufbau eines kommunistischen Staatsapparates und einer sozialistischen Gesellschaft voran. Am 1. Januar 1999 jährte sich zum vierzigsten Mal jener Tag, an dem der kubanische Diktator Batista die Insel verließ und damit die Revolution Castros endgültig gesiegt hatte.
Damals begann auf Kuba ein tiefgreifender Prozess der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umgestaltung. Die Veränderung vollzog sich in vier Etappen: Zunächst sollte eine Agrarreform die wesentlichen Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung Kubas schaffen. Weiter wurde die generelle Verstaatlichung bedeutender Bereiche der Wirtschaft angestrebt. Der dritte Schritt hatte die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und der Unterbeschäftigung zum Ziel. |
Schließlich sollte eine umfassende Entwicklung des Bildungs- und Sozialwesens in Angriff genommen werden. Doch durch die von den USA betriebene Isolierung Kubas wurde das Land, weit mehr als ursprünglich geplant, zu einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der Sowjetunion veranlasst. Wegen des amerikanischen Boykotts, der nicht einmal mehr die Lieferung wichtiger Ersatzteile für technisches Gerät nach Kuba zuließ, mussten vermehrt Produktionseinrichtungen und Verkehrsmittel sowjetischer Herkunft auf die Insel gebracht werden. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion verstärkte sich die Wirtschaftshilfe mehr und mehr und damit auch ihr politischer Einfluss.
| Die Familie Bacardi
Wer kennt nicht das Mix-Getränk "Bacardi-Cola" bzw. "Cuba Libre", mit viel CocaCola und etwa einem Drittel Bacardi-Rum und etwas Zitrone? Man hat dieses Getränk ab den 1970er Jahren in der Regel unhinterfragt in Massen genossen - es war ein Mode-Getränk. Doch dass die Familie Bacardi all die Jahrzehnte die Konterrevolution, Attentate gegen Fidel Castro geplant, entsprechende Opposition und terroristische Gruppen organisiert und finanziert hat, sowie Bombenanschläge durchführen ließ, wissen die wenigsten. Und auch der berühmte Rum stammt in der Regel nicht aus Kuba, sondern - wie bei der Marke "Havanna Club" - aus Puerto Rico.
Siehe:
www.kuba-info.org, Bacardi
www.youtube.com, Das Geheimnis der Fledermaus (Bacardi Kuba Cia Posada Cuba), ARTE-Doku 2011 |
Bevölkerung
Als die Spanier ins Land kamen, lebten auf Kuba ca. 100.000 ackerbautreibende Insel-Aruaken, auch Tainos genannt, sowie andere kleine Stämme. Innerhalb weniger Jahrzehnte fielen die Tainos der Zwangsarbeit und den von den Spaniern mitgebrachten Krankheiten zum Opfer. So veranlasste der Mangel an Arbeitskräften die spanische Krone bereits 1513 zur Einführung von Sklaven aus Westafrika. Bis in die siebziger Jahre des 19. Jarhunderts überwog deshalb in Kuba das farbige Bevölkerungselement. Nach der Befreiung der Sklaven setzte eine verstärkte Einwanderung aus Europa, vor allem aus Spanien, ein. Heute dominieren daher mit mehr als 70% der Gesamtbevölkerung die Einwohner europäischer Abstammung. Deshalb gilt Kuba auch als die "weiße Insel" unter den Großen Antillen.
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Havanna - La Habana
Havanna war immer ein Liebling der Geschichte. Aufgrund ihrer günstigen Lage in der Bucht von Cárdenas im Norden der Insel entwickelte sich die 1515 gegründete, 1519 an den jetzigen Platz verlegte Stadt in relativ kurzer Zeit zu einem der bedeutendsten Häfen der Spanier in der "Neuen Welt". Hier wurden die Konquistadoren reich, hier bauten sich die spanischen Zuckerbarone ihre Prunkvillen, ließen Prachtstraßen und öffentliche Gärten anlegen, hier gaben die Reichen Amerikas ihr Geld aus für Glücksspiel, käufliche Liebe, Korruption und neoklassizistischen Architektur-Kitsch. |
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Zu jener Zeit genoss die Stadt noch den Ruf eines "Paris der Tropen", damals besaß sie noch die bauliche Eleganz altspanischer Städte, das Tempo Amerikas, die Kultur Europas und die Laster aller Welt.
Heute gibt es kaum noch etwas zu kaufen, das nicht dem unmittelbaren Lebensbedarf gilt. Die Warenhäuser mit den ehrwürdigen, jedoch verfallenen Fassaden, verwalten in großräumiger Leere das angebotene Nichts, das es nur auf Bezugsscheine gibt.
Von der einstigen Verführung, dem legendären Glanz des Babels und der Kulturmetropole der Karibik scheint nichts geblieben. Wo früher wenige reich und die meisten arm waren, teilen sich heute alle gemeinsam den Mangel an Waren und Lebensqualität, und die tropische Lebenslust will nicht so recht überschäumen, nur weil inzwischen alle alphabetisiert und gesundheitlich besser versorgt sind.
Castros Revolution ist leuchtender Mythos, wenn die Masse der Habaneros unter dem wolkenkratzerhohen Plakat von Ché Guevara und vor dem Denkmal des früheren Freiheitshelden José Martí alle paar Monate dem "Máximo Líder" zujubelt oder wenn eine Schulklasse die Motorjacht "Granma" bewundert, mit der Fidel Castro einst an Kubas Küste landete. Heute ist sie vor dem Kolonialpalast des Revolutionsmuseums zu besichtigen, wo sie in einem gläsernen Artefakt wie im Aquarium zwischen den Palmen des von Soldaten streng bewachten Gartens dümpelt. Über der Revolution liegt ein grauer Schleier, den ihre sozialen Verdienste und auch die tropische Sonne nicht heben, wenn man in Havannas Straßen vergeblich nach karibischer Lebenslust und der fröhlichen Anarchie einer spanisch-afrikanisch gemischten Bevölkerung sucht. |
| Havanna - einst und heute
Freudlos bleiben die modernen Viertel der Millionenstadt wie aller sozialer Zweckbau, auch wenn das Leben der Gemeinschaften teils durch den traditionell engeren Familienzusammenhalt, teils durch das Zusammenrücken in Kaderverbänden unter sanftem parteilichen Druck kaum die Anonymität und Entfremdung der Großstädte zulässt. Dem Zerfall preisgegeben, leblos und ohne pulsierendem Handel, wirkt die einst so großartige Altstadt, in deren Theater Caruso sang und in deren Kneipen Hemingway sein Talent vertrank. Nur noch die großen Limousinen, die Buicks und die Chevrolets, sind von damals, und jeder Parkplatz der Stadt wird so zum Automobilmuseum. |
Und doch, wer sich für die Altstadt Zeit nimmt, findet vieles wieder: Zwischen bröckelndem Putz Details alter Fassaden, prunkvolle Portale, nicht erblinden-wollende Fenster in kostbarem Buntglas vor niedrigen, früher nur von Sklaven bewohnten Zwischengeschossen der hochstöckigen spanischen Stadtpaläste. Das UNESCO-Programm, das die Erhaltung der Altstadt als Weltkulturerbe fördert, wird zwar nur einen Teil dieser architektonischen Schatzkammer retten können. Doch mit den alten Festungsanlagen am Hafen, der Plaza de Armas und der Plaza de la Catedral sind die wohl schönsten, weil schlichtesten barocken Ensembles Kolonialamerikas wieder entstanden. Hier stören kein Kiosk und kein Verkehr die Bilder vergangenen Piraten- und Plantagenreichtums. Nahebei ist Hemingways alte Stammkneipe, die "Bodeguita del Medio", immer noch brechend voll, und sein Lieblingsgetränk, der Mojito, mit weißem Rum, Limettensaft und Pfefferminzstengel, ist für einen Peso obligatorisches Volksgetränk.
Das alte Kuba beginnt gleich hinter Havanna. Noch gibt es die feinsandigen, palmengesäumten Traumstrände, die nur in Varadero von devisenbringenden Touristen übervölkert werden. Noch gibt es eine fast unzerstörte Kolonialarchitektur mit stiller Gassenromantik mit Kopfsteinpflaster und altspanischem Tropen-Barock in der historischen Patrizierstadt Trinidad, wo der Reichtum der Zuckerbarone sagenhaft und das Elend der Sklaven unsäglich war. |
Noch gibt es die unvergleichliche, eigene Musik Kubas in ihrer Mischung aus afrikanischen Rhythmen, spanischem Duktus und balladesken Gesängen, die zum ekstatischen Tanz der Salsas und Rumbas verschmelzen, wenn in der pulsierendsten Stadt der Insel nicht nur zum Karneval, sondern jeden Samstag ein Straßenfest der Musiker und Tänzer das Zentrum von Santiago de Cuba zum kochenden Kessel karibischer Vitalität werden lässt. Und trotz Kommunismus und Katholizismus sind in der Verschwiegenheit der großen Zuckerplantagen und der versteckten übriggebliebenen Tropenwälder Formen von Naturreligion lebendig, denn die uralten Mythen waren auf Kuba schon zu Zeiten der spanischen Herren stärker. |
Wen wundert es dann noch, über der Theke einer Rumkneipe in Havannas Altstadt ein Bildnis von Kubas mächtigstem Mann, Fidel Castro, zu entdecken, das ihn mit einem leuchtenden Heiligenschein überglänzt stilisiert.
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Entwicklungen
Fidel Castro Ruz starb am 25.11.2016
Ganz Kuba weint, heißt es aus den kubanischen Medien, während die antisozialistischen Exil-Kubaner in Miami den Tod Castros freudig feiern. Am 25. November 2016 um 22:29 Uhr verstarb der "Máximo Líder", Kommandeur der kubanischen Revolution, im Alter von 90 Jahren.
Ab Dezember 2014: Annäherung zwischen den USA und Kuba
Am 29. Mai 2015 wurde Kuba von der "Liste Terror unterstützender Staaten" (seit 1982) gestrichen. Damit wird die seit der Revolution von 1959 praktizierte Embargopolitik gegen Kuba durch die USA, die zwangsläufig auch von den engeren Verbündeten mitgetragen wurde, zurückgefahren. Kuba kann nun wieder Geschäftsbeziehungen zu US-Banken aufnehmen. Auch soll es im Zuge der vollen Aufnahme diplomatischer Beziehungen schon bald zur Eröffnung regulärer Botschaften kommen. Kritiker befürchten nun einen Ausverkauf kubanischer Ressourcen, ohne dass sich etwas für die Masse der Bevölkerung zum Positiven verändert. Nach Angaben von Exilkubanern komme es von Seiten der Regierung nun wieder zu verstärkten Repressionen gegen Oppositionelle, die offenbar eine Chance wittern, den kubanischen Sozialismus nun zu Fall bringen zu können - vgl. auch "Otpor" / bzw. Blumen-, Farb-Revolutionen etc. in anderen Staaten.
Alianza Bolivariana para los pueblos de Nuestra América (ALBA)
Als Antwort auf die von den USA dominierten geplanten gesamtamerikanischen Freihandelszone ALCA, haben Venezuela und Kuba Anfang 2005 eine von US-Interessen unabhängige lateinamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft - ALBA ( Alternativa Bolivariana para los pueblos de Nuestra América) - gegründet. Der ALBA traten im April 2006 Bolivien, im März 2007 Nicaragua, im Januar 2008 Dominica, im August 2008 Honduras bei.
Der Putschpräsident von Honduras, Roberto Micheletti, erklärte am 15.12.2009 den Austritt aus der ALBA, der am 12. Januar 2010 ratifiziert wurde.
"Sucre" - gemeinsame Währung für die ALBA
Aus: de.wikipedia.org, ALBA:
»[...] Vor dem Hintergrund der Finanzkrise ab 2007 beschlossen die Mitgliedstaaten des Bündnisses am 26. November 2008 auf ihrem dritten Gipfeltreffen, eine eigene Währungszone mit einer gemeinsamen Währung zu etablieren, um eine größere Unabhängigkeit von den internationalen Finanzmärkten zu erreichen und sich vor Krisen und ihren Folgen zu schützen. In diesem Rahmen soll auch ein gemeinsamer Fonds für die Stabilisierung der Geldreserven und eine langfristig kontinuierliche Investitionspolitik eingerichtet werden. Der Name der gemeinsamen Währung soll "Sucre" lauten. Tags darauf bot der russische Präsident Dmitri Medwedew der ALBA an, dass die Russische Föderation sich dem Staatenbündnis "als assoziiertes Mitglied oder in anderer Weise" anschließen möge. Russische Nachrichtenagenturen meldeten auch, dass Russland Vollmitglied werden könne. [...] Auf dem VI. Gipfeltreffen im Juni 2009 in Maracay wurden die Staaten Ecuador, Antigua und Barbuda und St. Vincent und die Grenadinen als neue Mitglieder aufgenommen. Es wurde beschlossen, das Wort Alternativa im Namen der Organisation durch das Wort Alianza zu ersetzen. [...]
Unmittelbar vor dem Amerika-Gipfel im April 2009 in dem Karibikstaat Trinidad und Tobago kamen die Mitgliedstaaten der ALBA in Cumaná zu einem Sondergipfel zusammen. Dabei wurden die gemeinsamen Positionen beraten, darunter vor allem die Einladung Kubas zu künftigen Gipfeltreffen und die Wiederaufnahme dieses Landes in die Organisation Amerikanischer Staaten. [...]«
Aus: spiegel.de, Neue Einheitswährung. Lateinamerika probt Aufstand gegen den Dollar, 3.11.2009
Im April 2009 wurde die Gründung der Regionalwährung Sucre offiziell beschlossen.
»[...] Bereits 2010 soll die virtuelle Währung zur Abwicklung des Handels zwischen den neun Mitgliedsstaaten der "Bolivarischen Allianz für unser Amerika" (ALBA) den Dollar ablösen. [...] Nach europäischem Muster könnte der Sucre als Vorläufer für eine tatsächliche Einheitswährung dienen und erst einmal als virtuelles Geld fungieren. [...]«
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