Amazonien

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Natur und Landschaft

In den peruanischen Anden entspringen die zwei Hauptquellflüsse des Amazonas, der Río Marãón und der Río Ucayali. Östlich von Nauta, im peruanischen Teil des Amazonastieflandes, vereinigen sie sich.

Ab dem Flußhafen Iquitos heißt der inzwischen fast 2 km breite Strom Amazonas - "Wolkenwasserlärm" in einer Indianersprache -, ab der peruanisch-brasilianischen Grenze bis Manaus Río Solimões.
Bei Manaus kann man ein ungewöhnliches Naturschauspiel betrachten: Hier treffen die lehmig-gelben Fluten des Solimões und die schwarzblauen Wasser des Río Negro aufeinander. Kilometerweit fließen gelbes und dunkles Wasser nebeneinanderher, bis sie sich zu den grauen Wassern des Amazonas vereinen. Die Farbe der Flüsse wird von den geologischen Gegebenheiten und den Bodentypen bestimmt. Der Rio Solimões ist ein sogenannter Weißwasserfluss mit trübem, an hellen, mineralischen Schwebstoffen reichem Wasser, während der Río Negro ein durch Huminsäuren und organische Schwebstoffe dunkelgefärbter Strom ist.
Von Manaus dauert es sechs Tagesreisen, bis der wasserreichste Fluss der Erde in den Atlantischen Ozean mündet. Sein Gefalle beträgt auf der gesamten Strecke vom Fuß der Anden bis zur Mündung nur 180 m. Trotzdem ist die Strömungsgeschwindigkeit des Amazonas mit 0,75 m pro Sekunde beträchtlich, und zwar allein durch den Druck der nachdrängenden Wassermassen.
In seinem trichterförmigen Mündungsgebiet, das zahlreiche große und kleine Inseln einschließt, wird der Amazonas bis zu 200 km breit. Sogar 200 km von der Küste entfernt, sind seine trüben Wasser noch deutlich im Meer zu erkennen.
Der Wasserhaushalt des Amazonas ist durch den jahreszeitlich stark wechselnden Wasserstand seiner Nebenflüsse gekennzeichnet, der durch die unterschiedlichen Regenzeiten der südlichen und nördlichen Quellgebiete verursacht wird.

Die jahreszeitlichen Schwankungen betragen bei den südlichen Zuflüssen 16 bis 20 m. Da diese die wasserreichsten sind, beeinflussen sie den Wasserstand des Amazonas stärker als die nördlichen Zuflüsse, die zu Schwankungen von 5 bis 7 m führen können.
Etwa 1100 Flüsse speisen den Strom, rund 100 sind schiffbar, 17 sind länger als der Rhein. Mit Nebenflüssen umfasst der Amazonas ein Einzugsgebiet von 7 Millionen km², das größte Flusssystem der Erde, das rund ein Viertel allen fließenden Wassers ins Meer trägt.

Río Hamza

Einer der geheimnisvollsten Flüsse der Welt verläuft auf einer Länge von ca. 6000 Kilometern und einer Breite von bis zu 400 Kilometern - in etwa 4000 Metern unterhalb des Amazonas. Nachgewiesen wurde dieser Wasserlauf bei Probebohrungen einer brasilianischen Erdölgesellschaft.

Ein kompliziertes Ökosystem
In Millionen von Jahren konnte sich im Amazonasbecken nahezu ungestört das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet unseres Planeten entwickeln. Hohe Niederschläge - über 3000 mm pro Jahr - mit wolkenbruchartigen Regengüssen, eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie stete und kräftige äquatoriale Sonneneinstrahlung schufen günstige Voraussetzungen für die Entstehung einer überaus reichen Flora und Fauna, die in einem unvorstellbaren Artenreichtum an Pflanzen und Tieren zum Ausdruck kommt.

Geschlossenes Waldland ist allerdings nur im westlichen Amazonien vorhanden. Im mittleren und östlichen Amazonien sind ausgedehnte Feuchtsavannen eingestreut. Im "immergrünen Tiefland-Regenwald" wachsen 50 bis 150 Baumarten pro Hektar. Sie erreichen Höhen von 40 bis 60 m und verzweigen sich erst in Kronennähe. Da der Wald, aber auch der einzelne Baum, zur gleichen Zeit belaubte, laubabwerfende und laublose Bezirke hat, erscheint dieser Regenwaldtyp immergrün. Im mittleren und östlichen Tiefland mit unterschiedlich langen Trockenperioden gedeihen die "halbimmergrünen Regenwälder" mit Bäumen, die vollständig ihr Laub abwerfen.

Ein äußerst kompliziertes Ökosystem bestimmt Leben und Sterben im Regenwald. Die üppige Vegetation lässt einen fruchtbaren Boden vermuten. Der Boden des tropischen Regenwaldes ist jedoch ausgesprochen nährstoffarm, denn die Nährstoffe sind überwiegend in den Pflanzen gespeichert. Die beim Vermodern abgestorbener Pflanzenmasse frei werdenden Nährstoffe werden nämlich sofort von Pilzen aufgenommen und wieder an die Pflanzen weitergeleitet. Der tropische Regenwald ernährt sich bei diesem Nährstoffkreislauf vollständig aus sich selbst.

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Regenwald

Die Regenwälder bildeten einst einen weltumspannenden Gürtel. Das Amazonastiefland ist das größte der heute noch erhaltenen Regenwaldgebiete. Charakteristisch für den immergrünen Regenwald ist der stockwerkartige Aufbau, beeindruckend vor allem die Üppigkeit der Pflanzenwelt. Auffallend ist auch die scheinbare Gleichartigkeit der Vegetation: Alle Bäume ähneln sich in der Art der Blätter, die klein, dunkelgrün und lederartig sind; am zugespitzten Blattende fließt das Wasser rasch von der Blattoberfläche ab.

Vegetation
Die offensichtliche Ähnlichkeit der Blätter täuscht jedoch. Der Regenwald enthält weit mehr Baumarten als die Wälder der gemäßigten Breiten. In Amazonien kann ein Experte auf einem Hektar 50 bis 150 unterschiedliche Spezies bestimmen, wobei jedes Exemplar Hunderte von Metern oder sogar Kilometer vom nächsten Baum der gleichen Art entfernt stehen kann. Die generelle Ähnlichkeit der Blattform ist ein hervorragendes Beispiel für den Prozess, den Biologen als "konvergierende Evolution" bezeichnen: die Entstehung ähnlicher Merkmale bei nicht verwandten Arten unter ähnlichen Lebensbedingungen. Da der Baumbestand so vielfältig ist und eine ganze Reihe unterschiedlicher Milieus entstehen lässt, bestehen günstige Bedingungen für verschiedenste Lebensformen.
Auffallende Pflanzen sind die Epiphyten, die auf anderen Gewächsen, vor allem Bäumen, wachsen. Zu ihnen gehören Kannenpflanzen, die in ihren mit anlockenden, aber tödlichen Verdauungssäften gefüllten, flaschenartigen Blättern Insekten fangen. Epiphyten sind aber auch viele Orchideen, die kunstvolle Blüten entwickelt haben, mit denen sie nur eine oder wenige Arten von Insekten und Kolibris zu ihrer Bestäubung anlocken.

Tierwelt
Unter den Säugetieren Amazoniens sind die Affen die Herrscher der Kronenregion. Es gibt etwa 30 verschiedene Arten. Das Leben in den Baumwipfeln hat sie zu hervorragenden Akrobaten werden lassen. Die Brüll-, die Woll- und die Klammeraffen gehören zu den Arten, die sich durch Greifschwänze auszeichnen, mit denen sie so kräftig und geschickt zupacken können wie mit einer "fünften Hand". Manchmal streiten verschiedene Arten auf einem Baum um die gleiche Nahrung, im allgemeinen werden jedoch unterschiedliche Nahrungsquellen genutzt. Brüllaffen sind Vegetarier, die sich hauptsächlich von Früchten ernähren. Die kleineren Brüllaffen haben sich auf unreife Früchte spezialisiert, die sie verzehren, bevor größere Affenarten Geschmack an ihnen finden. Totenkopfäffchen ernähren sich von Insekten, während Wollaffen eher Allesfresser sind. Sie leben zwar hauptsächlich vegetarisch, verschmähen aber auch Eier und Insekten nicht.

Ein weiterer Bewohner der Baumkronen ist das Faultier, das sein Leben in einer eigenartigen Haltung verbringt: kopfüber an Baumästen hängend. Die im derben, struppigen Fell der Faultiere wachsenden Grünalgen bieten im Blattdickicht eine ausgezeichnete Tarnung. Faultiere sind strenge Vegetarier. Sie verbrauchen nur wenig Energie und sind zum Teil auf die sie aufwärmende Morgensonne angewiesen. Wie die Affen sind sie die Beutetiere von Räubern, unter anderem von Würgeschlangen, wie der Boa und der Anakonda, sowie eines riesigen Greifvogels, der Harpyie.
Der Jaguar, der dem Leoparden ähnelt, jedoch weitaus schwerer ist, zieht als Lebensraum den Boden oder das Wasser vor (er ist ein hervorragender Schwimmer) und versucht alles, was sich bewegt, zu erlegen. Er macht hauptsächlich Jagd auf am Waldboden lebende Pflanzenfresser, wie den Tapir (der mit dem Pferd und dem Rhinozeros verwandt ist) und das Pekari, ein schweineartiges Säugetier der Neuen Welt.

Vom Regenwald zum unfruchtbaren Grasland
Der Urwaldboden, der diese überaus vielfältige Pflanzen- und Tierwelt ernährt, ist überraschenderweise nur sehr dünn und nährstoffarm. In den Wäldern der gemäßigten Breiten kann sich organisches Material ansammeln, in den Tropen dagegen werden alle toten Pflanzen augenblicklich zersetzt und die in ihnen enthaltenen Nährstoffe den Bäumen wieder zugeführt. Die Rodung der tropischen Wälder hinterlässt folglich nur unfruchtbare Grasländer oder Savannen, die rasch zu Wüsten werden. Dennoch wird der brasilianische Regenwald seit den 1980er Jahren in erschreckendem Tempo abgeholzt, in erster Linie, um Weiden für die exportorientierte Rinderzucht zu schaffen. Die Regierung zeigt nur wenig Bereitschaft, eine andere Lösung der Probleme zu suchen. Das Gegenteil ist der Fall. Für die Produktion von sogenannten Bio-Kraftstoffen werden riesige Flächen für den Anbau von Zuckerrüben und Soja freigemacht. Eine radikale Veränderung des ökologischen Raubbaus setzt ein ebenso radikales ökonomisches Umdenken voraus. Viele Experten vertreten die Ansicht, dass Amazonien die größte Kostbarkeit sei, die die Erde zu bieten hat (siehe auch: Regierungseklat in Brasilien – Umweltministerin Silva tritt direkt vor Merkels Besuch zurück).

Die Rettung Amazoniens sollte nicht an finanziellen Erwägungen scheitern.
Deutschland will ab 2013 jährlich 500 Millionen EUR zur Rettung des Regenwaldes bereitstellen (siehe: UNO-ARTENSCHUTZKONFERENZ. Merkel sagt Milliarden für Tropenwaldschutz zu. 28.05.08).

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Erschließung

Die ungeheuren potentiellen Reichtümer des Amazonas und die majestätische Größe dieses Stromes haben seit Jahrhunderten Forscher und Abenteurer aus der ganzen Welt angezogen. Der Fluss ist zwar nicht der längste der Erde (dieser Rekord steht dem Nil zu), sein Einzugsgebiet erstreckt sich jedoch über rund 7 Millionen km², und gemeinsam mit seinen Nebenflüssen entwässert er halb Brasilien und große Teiler der Nachbarstaaten.

Die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes geht so schnell voran wie nie zuvor.

Immer mehr Wald wird gerodet, um Viehherden Platz zu geben oder um Flächen für den Anbau von Zuckerrohr, Mais und Soja zu gewinnen. So gehen jährlich tausende Quadratkilometer Wald verloren.

Allein in Brasilien wurde zwischen 1974 und 2014 eine Fläche Regenwald von der doppelten Größe Deutschlands abgeholzt - rund 763.000 Quadratkilometer. Pro Stunde wurden in den vier Jahrzehnten 526 Fußballfelder Regenwald abgeholzt, bzw. 2000 Bäume pro Minute gefällt (siehe: ARA, O Futuro Climático da Amazônia, Outubre 2014).

Bild Rettet den Regenwald e.V.
Siehe auch:
www.faszination-regenwald.de
 Indonesien. Regenwald gegen Palmöl.
 Honduras. Der Dinant-Konzern -- Morde.
 Kambodscha: Kampf um den Prey Lang Wald


Der Amazonas führt etwa viermal so viel Wasser wie der zentralafrikanische Kongo (Zaire) und etwa zwölfmal so viel wie der Mississippi. Er transportiert täglich rund eine Million Tonnen Schwebstoffe ins Meer.

Erforschung
Weder die spanischen Konquistadoren noch die Portugiesen, die sich im 16. Jahrhundert in den östlichen Randgebieten Amazoniens niedergelassen hatten, waren sonderlich daran interessiert, in die Tiefen der unwirtlichen Wälder vorzudringen. Die Erforschung des Landesinneren erfolgte später durch Forschungsreisende und Missionare unter mehr wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Viele von ihnen berichteten von der ungeheuren Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, die sie dort vorgefunden hatten. Mitte des 17. Jahrhunderts kursierten in den Hauptstädten Europas Gerüchte über die Reichtümer der Amazonasregion und ihre geschickte Nutzung durch die Indios.
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich das Tempo der Erforschung beschleunigt. Die Wissenschaftler begannen nicht nur die Bedeutung der immensen Ansammlung von Tieren und Pflanzen zu erkennen, sondern auch die komplexe Systematik der Nahrungskette zu verstehen. - Die ersten Spanier waren auf der Suche nach dem mythischen Königreich "Eldorado" nach Südamerika gekommen, dessen Herrscher der Sage nach seinen Körper mit Goldstaub puderte. Eldorado hatten sie zwar nicht gefunden, aber der Ruf Amazoniens als mögliche Lagerstätte großer Goldvorkommen war begründet worden.
Die ersten Forschungsreisenden hatten über die Verbreitung der Hevea brasiliensis berichtet, eines mächtigen Baumes, aus dessen Saft sich Kautschuk gewinnen ließ. Doch erst die Erfindung_ der Heißvulkanisation des Kautschuks zu Gummi durch Charles Goodyear (1839) und des Luftreifens durch John Dunlop (1888) läuteten in Amazonien die "Kautschukära" ein. Das 1600 km landeinwärts gelegene Manaus entwickelte sich zu einer eleganten Stadt. Seit 1853 verkehrten regelmäßig Dampfschiffe, die Güter aller Art nach Manaus transportierten. 1911 kam es jedoch durch das Absinken des Weltmarktpreises für Kautschuk zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. Die Hauptstadt Amazoniens verlor an Bedeutung.
Ursache dieses Kollapses war die Ausdehnung des Kautschukanbaus auf andere geeignete Gebiete (beispielsweise Malaysia), was durch aus dem Amazonasregenwald herausgeschmuggelten Heveasamen ermöglicht worden war. Um von den Lieferungen der asiatischen Plantagen unabhängig zu werden, versuchte der Automobilhersteller Henry Ford, an einem Amazonasnebenfluss Kautschukplantagen anzulegen. Das Vorhaben schlug jedoch fehl.

Erschließung
Seit den 1970er Jahren haben die Bemühungen um die Erschließung der Reichtümer in der Amazonasregion die verschiedensten Aktivitäten zur Folge. Die Projekte reichen von der Nutzung des Waldes zur Produktion von Pulpe und Papier bis zur Rinderzucht auf Riesenfarmen, dem sogenannten Ranching, und zum Abbau mineralischer Rohstoffe. Durch die SUDAM, die für die Entwicklung der Amazonasregion zuständige Behörde, treibt die brasilianische Regierung die rasche Erschließung energisch voran, unter Hinzuziehung einer Vielzahl kapitalkräftiger ausländischer Investoren. Manaus wurde zur Freihandelszone erklärt.

Inzwischen sind jedoch die Reichtümer Amazoniens in zunehmendem Maße als globale und nicht nur als nationale Ressourcen erkannt worden. Die Ursachen hierfür sind offensichtlich: in dieser Region befindet sich die Hälfte der noch erhaltenen Regenwälder der Erde; zwischen 30% und 50% des weltweit produzierten Sauerstoffs entsteht hier, und das Gebiet enthält nahezu ein Viertel des gesamten Süßwasservorrates der Erde.
Die Auflistung der pflanzlichen und tierischen Vielfalt dieser Region ist ebenso eindrucksvoll. Im Amazonasregenwald gedeihen unzählige Pflanzenarten, die als Rohstoffe zur Nahrungsmittelversorgung, zur industriellen Produktion und für medizinische Zwecke genutzt werden können. 70% der Pflanzen, die bei der Krebsbekämpfung eingesetzt werden können, stammen aus dem Regenwald. Das Gleichgewicht dieses empfindlichen Ökosystems ist jedoch bedroht. Wissenschaftler, Umweltschützer und Meteorologen warnen, dass das Ausmaß der Zerstörung des Amazonasregenwaldes zu einer Katastrophe führen könnte - nicht nur für Brasilien, sondern auch für die gesamte Erde.

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Die Menschen

Millionen von Jahren überdauerte das Ökosystem des Amazonastieflands ohne nennenswerte Störungen. Jetzt gehen nach Angaben des Brasilianischen Instituts für Weltraumforschung jährlich 200.000 km² Regenwald in Flammen auf. US-Satellitenaufnahmen ergaben, dass es in nur zwei Monaten in Amazonien an über 59.000 Stellen brannte (Stand 2001).
Mit dem Feuersturm und dem Kahlschlag des Waldes geht die Verdrängung und Ausrottung der Urwaldindianer einher. Überall, wo sich Indianer dem Expansionsdrang entgegenstellten oder nur im Wege waren, wurden sie vertrieben oder vernichtet. Aber auch friedliche Kontakte zwischen Weißen und Indianern führten durch Ansteckungskrankheiten wie Grippe und Masern, gegen die sie keine Abwehrkräfte besitzen, zur Dezimierung. Alkohol und Zwang zur Prostitution trugen ihr Teil zur psychischen Schwächung bei. Der Schock des Kontakts mit der sogenannten Zivilisation brachte den Verlust der kulturellen Identität und der wirtschaftlichen Unabhängigkeit.
Jahrtausendelang haben die Urwaldindianer mit großen Kenntnissen über das Gleichgewicht der Natur gelebt. Hunderte von Pflanzen für den täglichen Gebrauch, Früchte, Heil- und Gewürzpflanzen, Säfte, Fasern, Wachse sowie die unterschiedlichsten Baumaterialien bildeten die Grundlage zur Sicherung ihres Lebensunterhalts. Sie reglementierten Jagd und Fischfang, um die Artenvielfalt und somit die eigene Lebensgrundlage zu erhalten. Selbst ihre Brandrodungen haben keine erkennbaren Schäden im ökologischen Gefüge des Regenwaldes hinterlassen. Hinter den alltäglichen Arbeiten der Indianer und den begrenzten Eingriffen in die Natur stand und steht eine Lebensethik, die auf den Schutz der Umwelt ausgerichtet ist, um den Nachkommen einen intakten Lebensraum zu erhalten. Dieses Wissen wurde und wird auch weiterhin von den fremden Eindringlingen und Eroberern ignoriert.

Die Erschließung Amazoniens
Die wirtschaftliche Erschließung Amazoniens begann Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem die Vulkanisierung von Rohkautschuk zu Gummi erfunden worden war. Viele Menschen wurden an den Amazonas gelockt, wo sie für eine kleine Gruppe von Waldbesitzern und Konzessionären die Milch des Gummibaumes (Hevea brasiliensis) zapften und zu Rohkautschuk verarbeiteten. Der Kautschukboom brachte den wenigen Eigentümern der Ländereien ungeheuren Reichtum. Mit den riesigen Gummibaumplantagen in Südostasien sowie der Entdeckung des synthetischen Herstellungsverfahrens konnte die Sammelwirtschaft am Amazonas aber nicht Schritt halten. Der Gummiboom war schlagartig beendet.
Doch erst mit dem Bau der 5300 km langen Transamazonica von Recife und João Pessoa an der Atlantikküste nach Cruzeiro do Sul an der peruanischen Grenze begann Anfang der 1970er Jahre der wirtschaftliche Großangriff auf Amazonien. Rund 150.000 arme Familien aus den Dürregebieten des Nordostens und aus dem übervölkerten Süden folgten dem lockenden Ruf an den Rand der endlosen Straße. Sie siedelten, betrieben Brandrodungen und vernichteten unwiederbringlich den Regenwald. Geringe Bodenerträge, ungeeignetes Saatgut, fehlende Beratung und Vermarktungsmöglichkeiten sowie Tropenkrankheiten ließen zahlreiche enttäuschte Siedler wieder abwandern.
Die Ost-West-Achse Transamazonica - die Straße ist heute noch nicht vollendet - sollte die wirtschaftliche Erschließung des Amazonastieflandes möglich machen. Der Abbau riesiger Eisenerzvorkommen, die Ausbeutung von Gold- und Erdölfunden und der Bau von gigantischen Wasserkraftwerken wurde vom Staat forciert und mit ausländischem Kapital sowie hohen Steuervergünstigungen beschleunigt.
Durch steuerliche Anreize hat sich die Rinderweidewirtschaft auf Rodungsweiden in Amazonien schnell entwickelt. Träger dieser Entwicklung waren jedoch nicht die traditionellen Rinderzüchter, sondern wirtschaftliche Interessengruppen wie Banken und Versicherungen, einheimische und ausländische Industriekonzerne, die sich infolge der geringen Landpreise in den tropischen Regenwäldern Amazoniens Großgrundbesitz sicherten.

Die großflächigen Brandrodungen der Viehzuchtbetriebe führen zu einer sich stetig beschleunigenden Vernichtung des tropischen Regenwaldes. Nur kurze Zeit sind die ausgelaugten Urwaldböden als Weiden nutzbar, dann ist die dünne Humusschicht erschöpft, und die Herden müssen weiterziehen. Die gesamten ökologischen Folgen sind noch kaum zu übersehen: Zerstörung der Mikroorganismen durch Brandrodung, verstärkte Sonneneinstrahlung und damit Verkrustung der Böden, Nährstoffauswaschung, Bodenerosion, gravierende Störungen im Wasserhaushalt sowie globale oder zumindest regionale klimatische Veränderungen mit zunehmender Instabilität der jährlichen Niederschläge.

Wenn die Vernichtung Amazoniens durch den Menschen mit gleichbleibendem Tempo vorangeht, dann wird der Amazonasregenwald in wenigen Jahrzehnten im wesentlichen verschwunden sein und mit ihm das größte Artenreservoir der Erde.

Fleischkonsum gefährdet Regenwälder

Der US-Konzern MONSANTO, weltweit bekannt und berüchtigt (Gen-Saatgut und Pflanzenschutzmittel), ist verantwortlich für die Abholzung weiter Teile des Amazonas-Tropenwaldes

Eigentlich kann man nur weinen in Anbetracht der unglaublichen Ignoranz, Lieblosigkeit und Profitgier. MONSANTO kann wohl als der übelste Konzern der Welt betrachtet werden.
Für die Produktion von genetisch veränderten Soja-Bohnen und Mais des Monsanto-Konzerns werden rund 45 Millionen Hektar Felder (eine Fläche so groß wie Österreich und Deutschland zusammen) mit dem hochgiftigen Herbizid "RoundUp" besprüht. Während die patentierten Pflanzen überleben, stirbt die übrige Vegetation ab.
Millionen Tonnen dieser genetisch veränderten Pflanzen wandern dann in das Futter der Rinder, Schweine und Hühner. Mittlerweile weiß man, dass diese Gen-Tech-Pflanzen bei den Tieren zu Zellmutationen und bösartigen Tumoren führen können. Und all das landet dann bei uns auf den Tellern. Guten Appetit, kann ich da nur noch sagen. Schon aus diesem Grunde sollte man weitgehend auf den Konsum von Fleisch verzichten.
Siehe:
pravdatvcom.wordpress.com, Monsanto vernichtet den Amazonas – Stoppt die Genfelder, 24.09.2012
amerika21.de, Protestwoche gegen Monsanto auch in Südamerika
Siehe auch:  Die Neue Weltordnung ... Monsanto

Dokumentation: Mit Volldampf in die Hungerkrise

Der Fleischverbrauch wächst kontinuierlich. 2008 wurden weltweit 280 Millionen Tonnen Fleisch und 700 Millionen Tonnen Milch konsumiert. Der Bedarf an Rindfleisch stieg im Laufe der letzten Jahre stetig an und ist in Ländern wie Brasilien und China förmlich explodiert. Deutschland hatte 2008 rund 82 Millionen Einwohner: Jeder (inklusive aller Babies und jener, die gar kein Fleisch essen) hat durchschnittlich rund 62 Kilogramm Fleisch- und Fleischwaren im Jahr gegessen (zwei Drittel davon Schweinefleisch). Die Menschheit vertilgt inzwischen 150-mal so viel Hühnerfleisch wie noch Ende der 1920er Jahre. Fleisch ist zum Zeichen für Wohlstand geworden, dabei sollte ein Erwachsener maximal 12 bis 24 kg im Jahr essen (das entspicht 300 bis 600 Gramm Fleisch in der Woche). Durch das weltweite Bevölkerungswachstum werde sich die Fleischproduktion nach Schätzungen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 fast verdoppeln. Dies hätte katastrophale Auswirkungen auf die ohnehin lädierte Umwelt. Die Nutztierhaltung trage nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) mehr zur globalen Erwärmung bei als der gesamte weltweite Autoverkehr. »[...] Die Herstellung von nur einem Kilogramm Rindfleisch belastet das Klima so stark wie eine 250 Kilometer lange Autofahrt. Außerdem müssen pro Kilogramm Rindfleisch circa 30 Kilogramm Getreide angebaut, geerntet und verfüttert werden. Getreide, das unter anderen Umständen besser und effektiver Menschen ernähren könnte.
Zusätzlich werden vor allem in Südamerika und Südostasien gewaltige Flächen tropischen Regenwalds gerodet, um Futterpflanzen wie Soja für die Massentierhaltung anzubauen. Gehen Abholzung und Fleischkonsum im gleichen Umfang wie bisher weiter, dann werden in 40 Jahren mindestens 40 Prozent des Amazonas-Regenwalds verschwunden sein. [...]«

Zitiert aus: PM, 12/2010, S. 52/53. Homepage: www.pm-magazin.de
Siehe auch: bllv.de, Fleischkonsum in Deutschland 2008

Der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung fördert das Entstehen multi-resistenter Keime

1.734 Tonnen Antibiotika erhalten die Tiere in Deutschlands Megaställen jährlich. Das ist fast doppelt so viel wie bisher für Deutschland angenommen! Diese schockierende Zahl veröffentlichte das Bundesamt für Verbraucherschutz im September 2012. Damit ist bestätigt, dass das System Massentierhaltung nur unter massivem Einsatz von Antibiotika funktioniert. Durch den Einsatz werden die Tierfabriken zu Brutstätten multi-resistenter Keime.
Januar 2014: Die deutsche Bundesregierung will den Einsatz von Antibiotika drastisch reduzieren.


Januar 2014: Die globale Fleischproduktion wird bis 2050 von heute 300 auf 450 Millionen Tonnen ansteigen
Laut aktuellem "Fleischatlas 2014" wird der Fleischkonsum in den USA und Europa bis 2022 zwar leicht zurück gehen (um 0,5%), dafür steigt er in den sogenannten Schwellenländern, wie China, Indien, Russland, Brasilien und Südafrika.
In Deutschland liegt der Pro Kopf-Verbrauch an Fleisch aktuell bei 60 kg im Jahr, was ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr ist. Bei der Schlachtung nimmt Deutschland mit jährlich 735 Millionen getöteten Tieren hingegen einen Spitzenplatz ein. Bei der Schweineschlachtung steht die Bundesrepublik mit über 58 Millionen Tieren europaweit auf Platz eins, beim Rindfleisch mit 3,2 Millionen Tieren auf Platz zwei hinter Frankreich.
Das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) würde eine dringende Trendwende bei der Fleischproduktion verhindern. Die USA drängen darauf, die Standards zur Fleischproduktion erheblich herab zu setzen. Demnach dürften Hormone, Antibiotika und genmanipulierte Produkte ohne jegliche Einschränkungen (z.B. Kennzeichnung) in der EU verkauft werden.
Aktion: Campact, Keine Geschenke für Monsanto, BASF & Co.

Siehe auch: rainers.myblog.de
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Literatur

Alle Länder dieser Erde. Band 1, Sonderausgabe in 2 Bänden, Reader´s Digest (Hg), Bertelsmann, Gütersloh/München, 2001, S.46 ff.



www-Links



 muz-online.de: Brasilien
Die dunkle Seite am Sonnensprit - In Brasilien zahlen die Armen und der Regenwald für Bio im Tank
Ein Land stirbt für den Agro-Sprit (2007)
Yanomamis, die Indianer im Amazonasgebiet
Zur Situation der indigenen Völker
Gewalt gegen indigene Völker in Brasilien
Wald.org - das Waldportal
Pro-Regenwald
Franziskaner in Brasilien

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